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Deutschlandweite Umfrage zur Metaphylaxe von Harnsteinen an urologischen Kliniken
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Published: | March 1, 2022 |
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Fragestellung: Das Harnsteinleiden gehört bereits heute mit einer Prävalenz von 4.7% zu den Volkskrankheiten. Eine Rezidivrate von bis zu 50% in den ersten 5 Jahren nach Diagnosestellung und eine steigender Inzidenz, unterstreichen die Bedeutung einer guten Sekundärprophylaxe. Adäquate präventive Maßnahmen können bis zu 46% der Harnsteinrezidive verhindern.
Die wissenschaftliche Datenlage zur Metaphylaxe von Harnsteinen ist lückenhaft und weist auf eine deutliche Divergenz zwischen dem Kenntnisstand von Ärzten, der Relevanz der Prophylaxe, sowie deren Umsetzung im klinischen Alltag hin. Ziel der deutschlandweiten Umfrage ist es die Versorgungsrealität zu erfassen, Problemfelder zu identifizieren und Handlungsempfehlungen auszusprechen, um die Versorgung zu verbessern.
Material und Methoden: Im Frühjahr 2021 erfolgte eine anonyme Befragung alle 270 urologische Kliniken in Deutschland zur Metaphylaxe von Harnsteinen. Mithilfe eines digitalen Fragebogens (RedCap®) wurden anhand von 23 Fragen Diagnostik, Beratung und Problemfelder der Metaphylaxe erfasst.
Ergebnisse: Die Rücklaufquote betrug 23,8%. Fast 90% der Abteilungen geben bei Visite/Abschlussgesprächen „meistens“ oder „immer“ allgemeine Metaphylaxeempfehlungen. Eine reguläre Metaphylaxesprechstunde wird in 14,8% angeboten. 44.3% sehen die Zuständigkeit zur Metaphylaxeberatung bei niedergelassenen Urologen.
Die Identifikation von Hochrisikosteinbildnern ist zumeist unzureichend. Über 50% der Befragten gaben an, dass auf assoziierte Erkrankungen wie Hyperparathyreoidismus, chronische Gastroenteritis und bariatrische Chirurgie, metabolisches Syndrom und renal tubuläre Azidose mehr Aufmerksamkeit gerichtet werden sollte.
Eine leitliniengerechte metabolische Abklärung einschließlich Urin-pH Tagesprofil und 24-h Sammelurinmessung bei Hochrisikosteinbildnern ist unüblich. Der Großteil der urologischen Abteilungen (47,5%) gibt an nur „zum Teil“ mit der Metaphylaxeberatung in Ihrer Klinik zufrieden zu sein.
Schlussfolgerungen: Es besteht großes Verbesserungspotential bei der Sekundärprävention von Harnsteinen an deutschen urologischen Kliniken. Sowohl die Identifikation von Patienten mit hohem Rezidivrisiko als auch die metabolische Abklärung ist unzureichend. Die Mehrzahl der urologischen Kliniken sieht die Metaphylaxeberatung im Aufgabenbereich der niedergelassenen Urologen.