gms | German Medical Science

67. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e. V.

07.04. - 08.04.2022, Münster

Komplikationen in der frühen Rehabilitationsphase nach radikaler Zystektomie: Ein Vergleich zwischen Ileum Conduit und Neoblase

Meeting Abstract

  • Marius Cristian Butea-Bocu - Kliniken Hartenstein GmbH, Bad Wildungen, Deutschland
  • Mayumi Götte - Marien Hospital Herne, Ruhr-Univerität Bochum, Herne, Deutschland
  • Henning Bahlburg - Marien Hospital Herne, Ruhr-Univerität Bochum, Herne, Deutschland
  • Florian Roghmann - Marien Hospital Herne, Ruhr-Univerität Bochum, Herne, Deutschland
  • Joachim Noldus - Marien Hospital Herne, Ruhr-Univerität Bochum, Herne, Deutschland
  • Guido Müller - Kliniken Hartenstein GmbH, Bad Wildungen, Deutschland

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 67. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Münster, 07.-08.04.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-D 1.2.2

doi: 10.3205/22nrwgu43, urn:nbn:de:0183-22nrwgu436

Published: March 1, 2022

© 2022 Butea-Bocu et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Komplikationen nach radikaler Zystektomie (RZE) mit Anlage eines Ileum Conduits (IC) oder einer Neoblase (NB) stellen nach wie vor eine Herausforderung dar. Das Ziel dieser Studie war es, in einem aktuellen Kollektiv postoperative Komplikationen, die bis zum Ende der stationären Anschlussrehabilitation (AR) auftreten, zu evaluieren.

Methode: Prospektiv wurden Patienten mit einem Urothelkarzinom der Harnblase nach RZE und IC- oder NB-Anlage von 04/2018 bis 12/2019 mit Beginn der stationären uro-onkologischen AR in die Studie eingeschlossen und postoperative Komplikationen bis zum Ende der AR erfasst. Gemäß Clavien-Dindo-Klassifikation (CDC) wurde zwischen low- (CDC 1-2, LG) und high-grade (CDC 3-5, HG) Komplikationen unterschieden. Unter Berücksichtigung aktueller methodischer Entwicklungen, wie Roboter-assistierte Chirurgie und neoadjuvante Chemotherapie, wurden Regressionsanalysen durchgeführt, um unabhängige Prädiktoren für Komplikationen zu identifizieren.

Ergebnisse: Von 842 Patienten erhielten 447 (53,1%) ein IC und 395 (46,9%) eine NB. IC-Patienten waren im Median signifikant älter als NB-Patienten (73 Jahre (IQR 67–78) vs. 64 Jahre (IQR 58–69), p<0,001). Eine NB-Anlage erfolgte bei 52,3% der Männer gegenüber 23,9% der Frauen. HG-Komplikationen traten häufiger bereits vor Beginn der AHB auf (25,5% vs. 5,7%; p<0,001), während ein hoher Prozentsatz von LG-Komplikationen erst während der AHB evident wird (77,8% vs. 89,0%; p<0.001). NB- sind im Vergleich mit IC-Patienten signifikant häufiger von urogenitalen Komplikationen, Infekten, thromboembolischen Komplikationen und metabolischer Azidose betroffen. Es zeigten sich keine Unterschiede in der Rate an HG-Komplikationen zwischen IC vs. NB (26,8% vs. 31,6%, p=0,126). Die multivariate logistische Regressionsanalyse identifizierte die NB (OR 21,520; 95% CI 4,827-95,938; p<0,001), ein Alter ≥70 Jahre (OR 2,522; 95% CI 1,112-5,719; p=0,027) und einen höheren Body-Mass-Index (OR 1,153; 95% CI 1,038-1,280; p=0,008) als unabhängige Prädiktoren für Komplikationen jeglichen Schweregrades. Die NB (OR 1,448; 95% CI 1,018-2,058; p=0,039) und ein Charlson Comorbidity Index ≥2 (OR 1,999; 95% CI 1,340-2,981; p=0,001) wurden als unabhängige Risikofaktoren für HG-Komplikationen identifiziert. Aufgrund von Komplikationen mussten 9,4% der Patienten in eine Akutklinik verlegt werden.

Schlussfolgerung: HG-Komplikationen treten meist innerhalb von 4 Wochen postoperativ auf. Ein hoher Anteil therapiebedürftiger LG-Komplikationen wird erst nach Entlassung aus der Primärklinik evident. Risikofaktoren von postoperativen Komplikationen sind die NB, ein Alter ≥70 Jahre, ein höherer Body-Mass-Index und ein Charlson Comorbidity Index ≥2. Die fachspezifische stationäre AR führt zu einem signifikanten Rückgang notwendiger Wiederaufnahmen in eine akut-stationäre Krankenhausbehandlung.