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67. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e. V.

07.04. - 08.04.2022, Münster

Das Mesotheliom der Tunica vaginalis des Hodens – ein histopathologischer Befund mit weitreichenden Konsequenzen für Urologen und Arbeitsmediziner

Meeting Abstract

  • Dörte Ebbinghaus-Mier - Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Castrop-Rauxel, Deutschland
  • Rainer Ebbinghaus - Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Castrop-Rauxel, Deutschland
  • Hans-Martin Prager - Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Castrop-Rauxel, Deutschland
  • Wolfgang Schöps - Urologische Praxis, Sankt Augustin, Deutschland
  • Klaus Golka - Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund, Dortmund, Deutschland

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 67. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Münster, 07.-08.04.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV 3.1

doi: 10.3205/22nrwgu19, urn:nbn:de:0183-22nrwgu196

Published: March 1, 2022

© 2022 Ebbinghaus-Mier et al.
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Einleitung: Mesotheliome sind Signaltumoren für eine Asbestexposition mit einer sehr ungünstigen Prognose. Sie können überall dort auftreten, wo Mesothel vorhanden ist – also neben Pleura, Peritoneum und Pericard auch Tunica vaginalis des Hodens, die eine Ausstülpung des Peritoneums darstellt. Sie werden unter der Berufskrankheiten-Nummer 4.105 gelistet.

Methode: Deskriptive Auswertung einer Fallserie.

Ergebnisse: Die gesetzlichen Unfallkassen erkannten von 2014 bis 2020 bei 6.526 Patienten ein Mesotheliom als Berufskrankheit (BK) an. Mesotheliome der Pleura sind mit 95% die häufigste Lokalisation. Für die sehr seltenen Mesotheliome der Tunica vaginalis des Hodens existiert kein eigener ICD-10 Code. Daher ist die Inzidenz unbekannt.

In den Jahren 2014–2020 wurden 5 Mesotheliome der Tunica vaginalis wurden dem Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin in Castrop-Rauxel zur Kausalitätsbeurteilung vorgelegt. Vier der fünf Fälle wurden vom Unfallversicherungsträger als BK anerkannt, der fünfte Fall wurde wegen fehlender Mitwirkung des Versicherten eingestellt.

Bemerkenswert ist, dass bei den 5 Patienten die operative Freilegung des Hodens unter den Verdachtsdiagnosen Hydrozele (n=3) und Spermatozele (n=1) sowie „unbekannt“ (n=1) erfolgte. Eine Asbestexposition war nicht bekannt. Das durchschnittliche Alter bei Erstdiagnose betrug im untersuchten Kollektiv 62,4 Jahre (Bandbreite 48–80 Jahre) und lag somit 5 Jahre niedriger als bei als BK anerkannten Pleuramesotheliom-Patienten der Jahre 1978–2010.

Drei der vier nachverfolgbaren Patienten verstarben nach 10, 15 und 19 Monaten. Einen Wendepunkt in der Therapie des Mesotheliomes stellen die Checkpoint-Inhibitoren dar, die zumindest bei Mesotheliomen der Pleura zu einer signifikanten Verlängerung der medianen Überlebenszeit von 4 Monaten führen.

Schlussfolgerung: Es sei darauf hingewiesen, dass bereits geringste Asbestexpositionen ausreichen, um nach in der Regel jahrzehntelanger Latenz, ein Pleuramesotheliom auszulösen. Daher muss bei einem Mesotheliom grundsätzlich eine BK-Anzeige erstattet werden. Die Anerkennungsrate ist sehr hoch.