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„Wir haben die Größte!“ – Offen-chirurgische Exzision einer riesigen, symptomatischen Samenblasenzyste bei einem jungen Mann mit Zinner Syndrom
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Published: | February 14, 2020 |
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Einleitung: Das „Zinner-Syndrom“ ist eine seltene kongenitale Fehlbildung des Wolff-Ganges, bei der es zu einer Nierenagenesie mit ipsilateraler Obstruktion des Duktus ejaculatorius und Bildung von Samenblasenzysten kommt. In der Literatur sind weltweit bisher ca. 200 Fälle beschrieben. Große Samenblasenzysten können zu unspezifischen Unterbauch-, Miktions- oder Ejakulationsbeschwerden führen. Bei solchen großen Zysten ist eine chirurgische Therapie indiziert.
Methode: Wir beschreiben den Fall eines 23-jährigen Fernfahrers, der sich mit drückenden Unterbauchschmerzen in unserer Klinik vorstellte. DRU, Abdomensonographie, TRUS, MAG-3-Szintigraphie und Zystoskopie legten das Vorhandensein eines Zinner-Syndroms nahe. Ein dünnschichtiges MRT des kleinen Beckens zeigte eine außergewöhnlich riesige, zystische Struktur mit Kontakt zu den linken Samenbläschen.
Mit einer Größe von 13 x 6,5 x 5,7cm wirkte diese verdrängend auf die Organe des kleinen Beckens. Aufgrund der Ausmaße der Zyste entschieden wir uns nach sorgfältiger Abwägung zur offen-chirurgischen Exzision der Raumforderung.
Ergebnisse: Über eine mediane, extraperitoneale Unterbauchlaparotomie gelang die scharfe Absetzung der Zyste von der linken Samenblase, wobei eine eindeutige Einmündung der Struktur in die Samenblase dokumentiert werden konnte. Die histologische Analyse sicherte die Diagnose der atypiefreien Samenblasenzyste. Der postoperative Verlauf wurde durch eine Nachblutung aus atypisch verlaufenden Venen des kleinen Beckens kompliziert. Retrospektiv konnten bereits im präoperativen MRT zwischen den Iliakalvenen querlaufende Venen, unterhalb des Os sacrum, gesehen werden. Nach der operativen Blutstillung und Hämatomausräumung erholte sich der Patient schnell und berichtete in Nachkontrollen von vollständiger Beschwerdefreiheit.
Schlussfolgerung: Bei Nierenagenesie und unspezifischen Unterbauch-, Miktions- oder Ejakulationsbeschwerden sollte an das Vorhandensein einer Samenblasenzyste als Ursache der Beschwerden gedacht werden. In der Diagnostik können bereits DRU und TRUS wegweisend sein. Ein dünnschichtiges MRT eignet sich am besten zur Darstellung der komplexen anatomischen Anomalien. Hierbei ist für die Therapieplanung auch besonders auf die Gefäßversorgung zu achten. Im Vergleich zu kleineren Samenblasenzysten, die minimal-invasiv behandelt werden sollten, bleibt für große Zysten die offen-chirurgische Therapie eine gute Behandlungsoption.