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64. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e. V.

22.03. - 23.03.2018, Düsseldorf

Der Herr des Rings – ein urologischer Notfall

Meeting Abstract

  • presenting/speaker S.W. Hanschke - Klinikum Dortmund, Urologie, Dortmund, Germany
  • N. Harz - Klinikum Dortmund, Urologie, Dortmund, Germany
  • J. Schippers - Klinikum Dortmund, Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie-Notfallmedizin, Dortmund, Germany
  • L. Toomes - Klinikum Dortmund, Unfallchirurgie, Dortmund, Germany
  • Y. Benali - Klinikum Dortmund, Unfallchirurgie, Dortmund, Germany
  • H. Priebe-Krämer - Klinikum Dortmund, Internistische Intensivmedizin, Dortmund, Germany
  • M. Truß - Klinikum Dortmund, Urologie, Dortmund, Germany

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 64. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Düsseldorf, 22.-23.03.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocP 2.6

doi: 10.3205/18nrwgu64, urn:nbn:de:0183-18nrwgu640

Published: February 15, 2018

© 2018 Hanschke et al.
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Text

Kasuistik: Notfallmäßig wurde in unserem Krankenhaus ein 61 jähriger Patient eingeliefert. Im Rahmen einer autoerotischen Stimulation hatte der Patient sich abends eine Skrotalklemme angelegt und im Folgenden sein Skrotum stranguliert. Es zeigte sich bei straff anliegender Klemme eine beg. Skrotalnekrose.

Verlauf: Im erschwerten Anamnesegespräch (Patient in paranoid-wahnhaftem Zustand) und unter Zuhilfenahme der Fremdanamnese konnte des Weiteren eruiert werden, dass zwecks weiterer Steigerung der Stimulation auch unbekannte Substanzen bzw. u.a. auch Amylnitrit-haltige Substanzen (“Poppers“) in das strangulierte Skrotum injiziert worden waren. Die laborchemische Blutanalyse zeigte eine Marcumarüberdosierung und erhöhte MetHb-Werte. Durch Verunreinigungen der erworbenen Substanzen. Bei diversen vorbestehenden Erkrankungen (Z.n. mechanischem Aortenklappenersatz ´10, Z.n. ECMO, Z.n. Defi-Imp. ´13) erfolgte die Aufnahme auf die Überwachungsstation. Der Patient beschrieb eine diskrete Schmerzensymptomatik, war kreislaufstabil und bei wahnhafter Entgleisung ansprechbar. Es erfolgte eine Rücksprache mit der Giftnotrufzentrale der Charite (Frage: mögliches Anfluten der skrotal injizierten Substanzen nach Entfernung der Klemme mit möglicher kardiovaskulärer Dekompensation). Nachdem die Halbwertszeiten der vermutlichen Injektionsstoffe unter dem bereits verstrichen Zeitraum seit Einlieferung lagen, wurde auf unserer ITS unter Monitoring in NA (u.a. Gefahr der Defibrillationsauslösung) die Klemme mittels Elektrosäge entfernt. Es folgte die weitere ITS- Betreuung, bei welcher sich laborchemisch einige Stunden nach Abnahme der Klemme eine Trop.-erhöhung zeigte. Daraufhin kurzfristige Verlegung in die Kardiologie bei MI (a.e. durch einen reversiblen Vasospasmus - bedingt durch Amphetamine). Nach kardialer Stabilisierung wurde bei progredienter Skrotalnekrose und V.a. beg. Founiersches Gangrän eine Skrotektomie mit offener post-OP Wundversorgung unter Erhalt der Hoden vorgenommen. Nach Rekonvaleszenz und psychiatrischer Begutachtung erfolgte die Entlassung. In den folgenden Wochen konnten plastische-chirurgische Eingriffe durchgeführt werden, bei denen das Skrotum durch einen M. Gracilis-Lappen und Spalthautdeckung rekonstruiert wurde.

Schlussfolgerung: Autoerotische Stimulationen können zu langwierigen, kostenintensiven und komplexen Krankenhausbehandlungen führen. Therapien und Interventionen sind individuell festzulegen und häufig interdisziplinär zu planen.