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Querschnittlähmung mit neurogener Blasenfunktionsstörung als möglicher Risikofaktor für Harnblasen-Karzinome
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Published: | February 15, 2018 |
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Fragestellung: Die Lebenserwartung für Menschen mit Querschnittlähmung (spinal cord injury/disease; SCI/D) steigt infolge der Fortschritte der paraplegiologischen und neuro-urologischen Behandlungsmethoden. Somit gewinnt jedoch das Risiko, an Harnblasenkrebs zu erkranken, an Bedeutung.
Methodik: Retrospektive Single-Center-Auswertung von konsekutiven Patientendaten mit SCI/D und nachgewiesenem Harnblasenkarzinom.
Ergebnis: Vom 1. Januar 1998 bis 31. März 2017 wurde bei 32 (3 weiblich, 29 männlich) von insgesamt 6432 Patienten mit SCI/D ein Harnblasen-Karzinom diagnostiziert. Das Durchschnittsalter bei der Blasenkrebsdiagnose lag mi 54,5 Jahren deutlich unter dem für Blasenkrebsfälle in der Allgemeinbevölkerung (männlich: 73, weiblich: 77 Jahre).
27 Patienten litten an einer urodynamisch bestätigten neurogenen Detrusor-Überaktivität, während 5 Patienten (alle männlich) eine neurogene Akontraktilität des Detrusors aufwiesen.
Die mediane Latenzzeit zwischen dem Einsetzen der SCI/D und der Tumordiagnose betrug 29,5 Jahre. Temporäre Dauerkatheterisierungen wurden bei lediglich 4 Patienten für insgesamt nur 1,68% der Latenzzeit aller Patienten gefunden.
Die Mehrzahl der Patienten (n=27) wies ein Urothelzellkarzinom auf, 5 Patienten hatten ein Plattenepithelkarzinom. 25 Patienten (78%) hatten zum Zeitpunkt der Diagnose bereits einen muskel-invasiven Tumor ≥T2. 23 Patienten zeigten ein histologisch schlecht differenziertes G3-Karzinom, zwei Patienten hatten jeweils einen G2- und G1-Tumor (keine Angaben bei 5 Patienten).
Das mediane Überleben für alle Patienten betrug 11,5 Monate. Die Prognose der Patienten mit Plattenepithelkarzinom war signifikant noch schlechter, 4 von 5 starben innerhalb von 7 Monaten (Median 4 Monate).
Schlussfolgerung: Das jüngere Alter bei Beginn der Tumorerkrankung und die Häufigkeit invasiver, schlecht differenzierter Tumoren bei der Diagnose weisen darauf hin, dass das Vorliegen einer SCI/D sowohl Risiko als auch Prognose der Blasentumor-Erkrankung signifikant beeinflussen. Die Latenzzeit zwischen Lähmungseintritt und Tumorerkrankung scheint ein maßgeblicher Risiko-Parameter zu sein.
Die Art der neurogenen Blasenfunktionsstörung und die Form der Blasenentleerung scheinen dagegen das Risiko nicht zu beeinflussen. Langzeit-Dauerkatheterableitungen der Harnblase spielten bei den untersuchten Patienten nur eine untergeordnete Rolle.
Die Früherkennung von Blasenkrebs bei Patienten mit SCI/D bleibt eine Herausforderung.