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63. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e. V.

08.06. - 09.06.2017, Essen

Sexualität nach genitalangleichender Operation von Mann zu Frau

Meeting Abstract

  • presenting/speaker J. Heß - Universitätsklinikum Essen, Klinik und Poliklinik für Urologie, Uroonkologie und Kinderurologie, Essen, Germany
  • A. Henkel - Universitätsklinikum Essen, Klinik und Poliklinik für Urologie, Uroonkologie und Kinderurologie, Essen, Germany
  • I. Kurth - Universitätsklinikum Essen, Klinik und Poliklinik für Urologie, Uroonkologie und Kinderurologie, Essen, Germany; Helios Marien Klinik, Klinik für Urologie, Kinderurologie und urologische Onkologie, Duisburg, Germany
  • H. Rübben - Universitätsklinikum Essen, Klinik und Poliklinik für Urologie, Uroonkologie und Kinderurologie, Essen, Germany
  • R. Rossi Neto - General Hospital Ernesto Simoes Filho, Clinica Urologia, Salvador, Brazil
  • Y. Heß-Busch - Universitätsklinikum Essen, Klinik und Poliklinik für Urologie, Uroonkologie und Kinderurologie, Essen, Germany; Kliniken Essen-Mitte, Klinik für Urologie, Kinderurologie und urologische Onkologie, Essen, Germany

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 63. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Essen, 08.-09.06.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV 2.10

doi: 10.3205/17nrwgu17, urn:nbn:de:0183-17nrwgu174

Published: April 19, 2017

© 2017 Heß et al.
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Text

Hintergrund: Die genitalangleichende Operation (GAO) von Mann zu Frau (MzF) umfasst neben der Entfernung der Corpora cavernosa und der Hoden die Schaffung eines funktionalen und ästhetischen perineogenitalen Komplexes. Ziel der Studie war es, den langfristigen Einfluss der GAO auf die Sexualität zu untersuchen.

Material und Methoden: Im Zeitraum zwischen 2004 und 2010 haben sich insgesamt 254 MzF transidente Patientinnen am Universitätsklinikum Essen einer penilen Inversionsplastik mit sensibler Glans-Klitoris-Plastik unterzogen. Alle Patientinnen wurden in die retrospektive Katamnesestudie eingeschlossen. Es konnten 119 Fragebögen ausgewertet werden (Rücklaufquote: 46.9%). Die GAO lag zum Zeitpunkt der Befragung im Median 5.05 ± 1.6 Jahre (1–7 Jahre) zurück. Es wurden neben der sexuellen Orientierung, die Zufriedenheit mit der Sensibilität der Neoklitoris und der Tiefe der Neovagina abgefragt. Des Weiteren wurde gefragt, ob, und wenn ja, wie Orgasmen erreicht werden könnten.

Ergebnisse: Die befragten Trans*Frauen gaben in 33.7% eine heterosexuelle, in 37.6% eine lesbische und in 22.8% eine bisexuelle Orientierung bezogen auf das empfundene Geschlecht an. Zwei Drittel der Frauen waren seit der Operation nicht sexuell aktiv. Sexuell aktive Frauen bewerteten ihren Orgasmus in 55.8% intensiver, 23.4% weniger intensiv und 20.8% in der Intensität unverändert im Vergleich zu den Orgasmen vor GAO. Ein Großteil der Frauen war mit der Sensibilität der Klitoris (66.5%) und der vaginalen Tiefe (67.1%) zufrieden. Die Freude an sexueller Aktivität korrelierte dabei signifikant mit der klitoralen Sensibilität (ρ=0.508, p=0.01), nicht jedoch mit der Vaginaltiefe (ρ=0.198, p=0.079). Je einfacher die Frauen in der Lage waren, sexuell eregt zu werden, desto einfacher war es für sie, einen Orgasmus zu erreichen (ρ=0.616, p=0.01).

Schlussfolgerung: Die neoklitorale Sensibilität spielt in unserem Kollektiv eine größere Rolle für den Genuss der sexuellen Aktivität, als die neovaginale Tiefe. Der Erhalt der genitalen Nerven ist zwar eine Voraussetzung für die neoklitorale Sensibilität. Das postoperativ intensivere Orgasmusempfinden bei einem Großteil der Patientinnen spricht jedoch für einen wesentlichen Einfluss des Gehirns auf das Gesamtorgasmuserleben.