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62. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

14. - 15.04.2016, Münster

Nicht klassifizierbarer Hodentumor: Differentialdiagnose und Therapiealgorithmus

Meeting Abstract

  • presenting/speaker L. Hepermann - Klinikum Dortmund, Urologie, Dortmund, Germany
  • D. Prokofiev - Klinikum Dortmund, Urologie, Dortmund, Germany
  • J. Lorenzen - Klinikum Dortmund, Pathologie, Dortmund, Germany
  • M. Truß - Klinikum Dortmund, Urologie, Dortmund, Germany

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 62. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Münster, 14.-15.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP3.7

doi: 10.3205/16nrwgu87, urn:nbn:de:0183-16nrwgu876

Published: February 25, 2016

© 2016 Hepermann et al.
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Text

90-95% der Hodenmalignome sind Keimzelltumore, der Rest Sex Cord/Stromatumore sowie (sehr selten) Tumore des Rete Testis. Intratestikuläre Mestastasen sind Raritäten. Wir berichten über einen Fall eines nicht-klassifizierbaren, entdifferenzierten Tumors.

Ein 61 jähriger Patient wird mit einem sonografisch detektierten linksseitigen, Marker negativem Hodentumor zugewiesen. Es erfolgt eine inguinale Tumororchiektomie mit Biopsie des kontralateralen Hodens. Die histologische Aufarbeitung des Gewebes ergab ein bis ca. 3cm großes intra- und extratestikuläres undifferenziertes Carcinom mit Infiltration in Nebenhoden und periorchales Fett- und Bindegewebe mit Perineuralscheideninfiltration, in toto reseziert. Der initiale pathologische Verdacht eines Sexcord-Stromatumores konnte auch nach weiteren immunhistochemischen Färbungen nicht bestätigt werden. Die Marker für Keimzelltumore, Gastrointestinaltrakt, Bronchopulmonaltrakt, und Urogenitaltrakt blieben negativ und auch eine neuroendokrine Differenzierung konnte nicht bestätigt werden. Die PE des kontralateralen Hodens war ohne Malignität. Staginguntersuchungen ergaben eine retroperitoneale, metastasensuspekte Raumforderung im Bereich des Nierenstiles links von 14×15 mm Durchmesser als einzige Tumormanifestation. Nach Vorstellung in der Tumorkonferenz erfolgte eine PEB Polychemotherapie mit 3 Kursen PEB wie bei Keimzelltumoren. Ein Re-Staging ergab eine partielle Remission mit Größenausdehnung von der retroperitonealen Läsion von 16×9mm. Aufgrund dieses Befundes wurde die Indikation zur offenen modifizierten retroperitonealen Lymphadenektomie paraaortal links gestellt. Die intraoperative Schnellschnittdiagnostik zeigte keinen vitalen Tumor mehr, allerdings wurde in der Paraffineinbettung nodale und extranodale Infiltrate eines nicht-klassifizierbaren, entdifferenzierten Karzinoms gefunden. Ein reifes Teratom konnte ausgeschlossen werden. Hierauf erfolgte eine radikale, beidseitige retroperitoneale Lymphadenektomie sechs Tage nach dem Primäreingriff mit Ausschluss weiterer Metastasen.

Entdifferenzierte, nicht-klassifizierbare, metastasierte Hodentumore sind selten und haben eine schlechte bis infauste Prognose. Eine ausgedehnte retroperitoneale Lymphadenektomie von Metastasen erscheint die einzig potenziell kurative Therapieoption zu sein.