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62. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

14. - 15.04.2016, Münster

Genotypen polymorpher fremdstoffmetabolisierender Enzyme bei Harnblasenkarzinompatienten in Budapest

Meeting Abstract

  • presenting/speaker D. Ebbinghaus - Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo), Dortmund, Germany
  • G. Banfi - Semmelweis Universität, Urologische Klinik, Budapest, Hungary
  • S. Selinski - Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo), Dortmund, Germany
  • M. Blaszkewicz - Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo), Dortmund, Germany
  • H. Bürger - Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo), Dortmund, Germany; Fakultät Statistik, TU Dortmund, Dortmund, Germany
  • J.G. Hengstler - Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo), Dortmund, Germany
  • K. Golka - Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo), Dortmund, Germany
  • P. Nyirády - Semmelweis Universität, Urologische Klinik, Budapest, Hungary

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 62. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Münster, 14.-15.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP3.4

doi: 10.3205/16nrwgu84, urn:nbn:de:0183-16nrwgu844

Published: February 25, 2016

© 2016 Ebbinghaus et al.
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Fragestellung: Polymorphismen fremdstoffmetabolisierender Enzyme wie N-Acetyltransferase 2 (NAT2) oder Glutathion-S-Transferase M1 (GSTM1) sind bekannte Modulatoren des Harnblasenkarzinomrisikos. Da es bisher keine Daten aus Ungarn, einem ehemaligen Mitglied der Osteuropäischen Wirtschaftsorganisation (COMECON), gab, wurde eine Studie in Budapest durchgeführt.

Methodik: Wir verwendeten aus Fragebögen gewonnene Daten von 182 Fällen mit bestätigtem Harnblasenkarzinom und von 78 karzinomfreien Kontrollen der Semmelweis Universität Budapest, die ihr Einverständnis zur Teilnahme erteilt hatten.

Die Genotypen von NAT2, GSTM1, GSTT1, rs1058396 und rs17674580 wurden mittels Standardmethoden bestimmt. Odds ratios (OR), 95% Konfidenzintervalle (KI) und P-Werte des Wald-Tests wurden mittels logistischer Regression bestimmt.

Ergebnis: Die Studie umfasste 182 Harnblasenkarzinomfälle (109 Männer) und 78 karzinomfreie Kontrollen (50 Männer). Aktive (rohes OR 3,43; 95% KI 1,65-7,12) und ehemalige Raucher (rohes OR 2,36 95% KI 1,25-4,15) haben ein signifikant erhöhtes Harnblasenkarzinomrisiko. Dabei erhöht sich das Risiko um den Faktor 1,56, falls mehr als 10 Jahre lang geraucht wurde. Ebenfalls kann die Exposition mit „Rauch“ mit einem erhöhten Harnblasenkarzinomrisiko in Verbindung gebracht werden (23% der Karzinomfälle, 13% der Kontrollen; OR 2,04; 95% KI 0,97-4,31).

Faktoren, die den Immunstatus beeinflussen können, wie Appendektomie und Tonsillektomie, zeigen keinen relevanten Unterschied zwischen den Fällen und der Kontrollgruppe auf. 64% der Karzinomfälle und 59% der Kontrolle besitzen einen langsamen NAT2 Acetylierer-Status. Der ultra-langsame NAT2 Genotyp (*6A, *7B) sowie GSTT1 negativ hatten keinen Einfluss auf das Harnblasenkarzinomrisiko. Der Anteil GSTM1 negativer Harnblasenkarzinompatienten war erhöht (63% Fälle vs. 54% Kontrollen). Die Varianten SLC14A1 SNPs rs1058396[AG/GG] und rs17674580[CT/TT] kommen häufiger bei den Karzinomfällen (79% und 68%) als bei der Kontrollgruppe vor (77% und 55%).

Der Anteil GSTM1 negativer Harnblasenkarzinomfälle ist vergleichbar mit dem Anteil der berichteten Fälle in der Lutherstadt Wittenberg (58%), Dortmund (69%), Brescia/Italien (66%) oder einer berufsbedingten Fallserie in Deutschland (56%).

Schlussfolgerung: GSTM1 ist eher ein maßgeblicher Einflussfaktor für umwelt- oder arbeitsplatzbedingte Harnblasenkarzinome als für durch Rauchen ausgelöste Harnblasenkarzinome.