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62. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

14. - 15.04.2016, Münster

Pyonephrose durch ureteroischiale Hernie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker P.M. Papavassilis - WWU Münster, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Münster, Germany
  • F. Queißert - WWU Münster, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Münster, Germany
  • A.J. Schrader - WWU Münster, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Münster, Germany
  • E. Herrmann - WWU Münster, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Münster, Germany

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 62. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Münster, 14.-15.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP2.11

doi: 10.3205/16nrwgu78, urn:nbn:de:0183-16nrwgu781

Published: February 25, 2016

© 2016 Papavassilis et al.
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Text

Beschreibung: Eine 73jährige Patientin stellte sich mit seit 3 Tagen bestehender Dysurie, Flankenschmerzen links und erhöhten Temperaturen über 38°Celsius vor. Sonographisch zeigte sich links eine Ektasie III° sowie perirenale Flüssigkeit. Der Urin zeigte einen Harnwegsinfekt, das Labor erhöhte Infektwerte. Eine native Computertomographie (CT) erbrachte ergänzend den Nachweis eines bis hinter das Acetabulum dilatierten und dann nicht nachvollziehbaren Ureters. Bei dieser Befundlage durch Hernierung des linken Ureters in das Foramen ischiadicum majus erfolgte eine Doppel-J-Schienen(DJS)-Anlage. In der retrograden Ureterographie ließ sich nur der distale Ureter darstellen, durch Vorlage eines Führungsdrahtes aber der hernierte Anteil des Ureters überwinden. Durch Einlage der DJS erfolgte eine Teilreposition des Ureters. Eine Kontroll-CT mit Kontrastmittel zeigte keine weiteren hernierten Strukturen. Die Patientin wurde unter antibiotischer Therapie und Nulldruckableitung mittels transurethralem Dauerkatheter schnell beschwerdefrei und konnte nach einigen Tagen mit liegender DJS entlassen werden. Im Verlauf fanden sich keine auf die Hernierung zurückzuführenden Beschwerden mehr und die DJS wurde probatorisch entfernt. Ein Ausscheidungsurogramm zeigte bei weiter beschwerdefreier Patientin gute Abflussverhältnisse, so dass auf eine operative Therapie der Hernie verzichtet wurde. Mittlerweile ist die Patientin 3 Monate beschwerdefrei.

Diskussion: Symptomatische ischiale Hernien sowie Hernierungen des Ureters sind selten. Die Erstbeschreibung einer ureteroischialen Hernie von Lindbom 1946 zeigt bereits das typische projektionsradiographische Bild, die Benennung als „Curlicue Ureter“ erfolgte in der Zweitbeschreibung (Beck 1952). Die Erstbeschreibung des CT-graphischen Bildes gelang Rothchild 1983. Heute dürften ureteroischiale Hernien meist im CT diagnostiziert werden. Wurden initial noch hauptsächlich offene Operationsverfahren beschrieben, gelangen im Verlauf laparoskopische und robotisch assistierte Hernienreparationen. Seit 1999 berichteten einige Autoren, die Patienten nicht oder interventionell durch ante- oder retrograde, dauerhafte oder passagere DJ-Schienen-Anlage erfolgreich behandelten. Dieses Vorgehen scheint gerade bei älteren und bisher asymptomatischen Patienten Therapie der Wahl zu sein. Eine absolute Operationsindikation besteht z.B. bei Inkarzeration begleitender Darmanteile oder symptomatischer nicht-reponibler Ureterhernierung.