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62. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

14. - 15.04.2016, Münster

Unterscheidet sich die psychische Belastung der Patienten bei den verschiedenen urologischen Tumorentitäten?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker G. Müller - Urologisches Kompetenzzentrum für die Rehabilitation (UKR), Klinik Quellental / Wildetal, Bad Wildungen, Germany
  • O. Brock - Urologisches Kompetenzzentrum für die Rehabilitation (UKR), Klinik Quellental / Wildetal, Bad Wildungen, Germany
  • U. Otto - Urologisches Kompetenzzentrum für die Rehabilitation (UKR), Klinik Quellental / Wildetal, Bad Wildungen, Germany

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 62. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Münster, 14.-15.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocV3.9

doi: 10.3205/16nrwgu42, urn:nbn:de:0183-16nrwgu428

Published: February 25, 2016

© 2016 Müller et al.
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Fragestellung: Wir haben uns die Frage gestellt, ob es Unterschiede in der psychischen Belastung der Patienten in Abhängigkeit von der Tumorentität bzw. Behandlung gibt.

Methodik: Im UKR wurden 3/2013 bis 8/2014 im Rahmen von Anschlussheilbehandlungen (AHB) 3574 Patienten nach radikaler Prostatektomie (PCA-OP), 225 nach primärer perkutaner Strahlentherapie eines Prostatakarzinoms (PCA-Radiatio), 325 nach Zystektomie und Anlage einer Neoblase (NB) bzw. 370 nach Anlage eines Ileum Conduits (IC) und 513 nach Operation wegen eines Nierenzellkarzinoms (NCA) behandelt. Die psycho-soziale Belastung wurde mit dem validierten Fragebogen zur Belastung Krebskranker FBK-R10 bei Aufnahme (T1) und am Ende der AHB (T2) erhoben. Die Patienten erhielten neben einer supportiven psychoonkologischen Behandlung bei Bedarf psychoonkologische Einzelgespräche (Konsil).

Ergebnisse: Tabellarisch lassen sich die Durchschnittswerte wie folgt darstellen:

  • PCA-OP: 66,2 Jahre; FBK-R10: 12,2 (T1) / 7,9 (T2); Konsil: 37,3%
  • PCA-Radiatio: 72,0 Jahre; FBK-R10: 14,9 (T1) / 9,8 (T2); Konsil: 47,1%
  • NB: 63,4 Jahre; FBK-R10: 13,3 (T1) / 8,2 (T2); Konsil: 44,3%
  • IC: 72,5 Jahre; FBK-R10: 15,8 (T1) / 10,2 (T2); Konsil: 43,5%
  • NCA: 67,3 Jahre; FBK-R10: 15,7 (T1) / 10,5 (T2); Konsil: 53,0%

Psychisch am stärksten belastet waren die Patienten nach Nierentumoroperation und nach Anlage eines Ileum Conduits. Beim Prostatakarzinom waren die bestrahlten Patienten psychisch stärker belastet als die operierten Patienten (p< 0,05) und nahmen deutlich häufiger psychoonkologische Einzelgespräche in Anspruch.

Schlussfolgerung: Die psychische Belastung der Patienten ist eine messbare mathematische Größe und es zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Tumorentitäten bzw. Behandlungsmodalitäten. Mögliche Erklärungsmuster sind fehlende Transparenz hinsichtlich der Tumorkontrolle sowie postradiogene Funktionsstörungen, Alter und Comorbidität (PCA-Radiatio), Beeinträchtigung des „body image“ (IC) und Ängste vor Nierenfunktionsverlust, Verlust der Erwebsfähigkeit und Zerstörung der Lebensplanung (NCA). Im Rahmen der fachspezifischen stationären AHB verringerte sich die psychische Belastung der Patienten statistisch signifikant (p< 0,001).