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62. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

14. - 15.04.2016, Münster

Klinischer Verlauf und prädiktive Faktoren für das Überleben von geriatrischen Patienten mit invasivem Blasentumor und palliativer TURB-Monotherapie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker S. Degener - HELIOS Klinikum Wuppertal, Universität Witten/Herdecke, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Wuppertal, Germany
  • J. Dotse - HELIOS Klinikum Wuppertal, Universität Witten/Herdecke, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Wuppertal, Germany
  • N.M. Dreger - HELIOS Klinikum Wuppertal, Universität Witten/Herdecke, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Wuppertal, Germany
  • D. Gödde - HELIOS Klinikum Wuppertal, Universität Witten/Herdecke, Institut für Pathologie, Wuppertal, Germany
  • R. Lefering - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der operativen Medizin, Witten, Germany
  • S. Roth - HELIOS Klinikum Wuppertal, Universität Witten/Herdecke, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Wuppertal, Germany

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 62. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Münster, 14.-15.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocV2.2

doi: 10.3205/16nrwgu23, urn:nbn:de:0183-16nrwgu238

Published: February 25, 2016

© 2016 Degener et al.
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Hintergrund: Blasentumore treten insbesondere bei Patienten >70 Jahre auf. Die radikale Zystektomie stellt auch bei Älteren die Standardtherapie bei invasiven Tumoren dar, jedoch erhalten 35%-85% der Patienten über 70 keine kurative Therapie. Bis zu 70% werden lediglich mit einer Blasentumorresektion (TURB) behandelt, mit teilweise gravierenden Tumorkomplikationen und Einschränkung der Lebensqualität. Bis heute fehlen Parameter zur Therapieentscheidung für ein palliatives TURB-Konzept.

Material und Methoden: Retrospektive Auswertung von 81 Patienten >75 Jahre (medianes Alter 83, 59% männlich), die zwischen 2008 und 2013 am HKW ausschließlich mit palliativer TURB behandelt wurden. Die Analyse klinischer Parameter im Hinblick auf des Gesamtüberleben erfolgte mittels Kaplan-Maier-Kurven und log-rank Test, die multivariate Betrachtung mittels Cox-Regression. Zudem erfolgte eine deskriptive Analyse des klinischen Verlaufs aller Patienten.

Ergebnisse: Das mediane Überleben lag bei 11 Monaten (Range 0-90) bei einem 1-/ 2- bzw. 3-Jahresüberleben von 42%, 17,3% bzw. 12,3%. Im median kam es jeweils zu 3 Wiederaufnahmen (1-10) mit einer kumulierten medianen Verweildauer von 21 Tagen (4-98). Bei 83% (n=67) erfolgte mind. eine notfallmäßige Wiederaufnahme, 51% (n=41) bedurften einer künstlichen Harnableitung und 62% der Patienten (n=50) erlitten ein akutes Nierenversagen, das bei 31% (n=25) als Niereninsuffizienz persistierte. 38% (n=31) mussten mind. ein Mal transfundiert werden, 26% (n=21) erlitten mind. eine Sepsis und wegen Blutungskomplikationen wurden 7 Pat. notfallmäßig zystektomiert.

Unterschiede im Gesamtüberleben zeigten sich bei Charslon Comorbidity Index (CCI) >/< 8 (p< 0,001), Tumorgröße >/< 3cm (p< 0,001), ostiennaher Tumor (p< 0,001), Notwendigkeit einer Harnleiterschienung (p< 0,05), komplette Tumorresektion (p< 0,001), notfallmäßige Erstaufnahme (p< 0,001) mit Anämie (p< 0,01) und erhöhtem CRP (p< 0,001). In der multivariaten Analyse zeigten sich Tumorgröße (p< 0.05), CCI (p< 0.05), komplette Tumorresektion (p< 0.01), notfallmäßige Erstaufnahme (p< 0.05) mit erhöhtem CRP (p=0.01) als unabhängige Prädiktoren des Gesamtüberlebens. Zudem zeigten diese Parameter einen günstigeren Verlauf mit geringerer Wiederaufnahmerate bzw. Krankenhausverweiltagen.

Schlussfolgerung: Unsere Daten verdeutlichen die Bedeutung einer kritischen Patientenselektion bei geriatrischen Patienten und zeigen erstmals unabhängige Prädiktoren für das Gesamtüberleben.