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67. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (NDGKJ)

Norddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V.

13.04. - 14.04.2018, Bremen

Hirnödem bei Ketoazidose im Rahmen einer Manifestation von Diabetes mellitus Typ 1

Meeting Abstract

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Norddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. 67. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (NDGKJ). Bremen, 13.-14.04.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18ndgkj26

doi: 10.3205/18ndgkj26, urn:nbn:de:0183-18ndgkj264

Published: April 12, 2018

© 2018 Reitzig et al.
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Einleitung: Bei Manifestation eines Diabetes mellitus Typ 1 ist die diabetische Ketoazidose die bedeutendste Komplikation. Etwa 20% aller Patienten erhalten ihre Diagnose im Rahmen einer Stoffwechselentgleisung. Durch das rechtzeitige Erkennen der Erkrankung und konsequente Therapie mit Flüssigkeitssubstitution, Insulingabe und Elektrolytausgleich ist die Mortalität glücklicherweise gering. Jedoch treten in seltenen Fällen Komplikationen im Rahmen der Ketoazidose auf, die die Mortalität relevant erhöhen.

Klinischer Verlauf: Im vorliegenden Fall stellt sich ein 8 Jahre alter Junge mit Ketoazidose bei Manifestation eines Diabetes mellitus Typ 1 mit typischer Anamnese und Klinik vor. Nach Beginn der initialen Therapie zeigt der Patient intermittierend Vigilanzminderungen wie Müdigkeit und fehlende Schmerzreaktion. Es erfolgt eine kurzzeitige intensivmedizinische Überwachung, wo die Symptomatik unter Volumenreduktion nicht mehr nachweisbar ist. Nach Stabilisierung und Umstellung auf eine subkutane Insulintherapie treten plötzlich Abscencen und Nystagmus in einer Schulungssituation auf. Retrospektiv werden Abwesenheitszustände in den beiden Tagen vor der stationären Aufnahme angegeben. Es wird notfallmäßig ein EEG abgeleitet, was einen linksposterioren Verlangsamungsherd zeigt. Dies wird zunächst als Folge der schweren Entgleisung gesehen, ist aber bei der Kontrolle 10 Tage später immer noch nachweisbar. In der daraufhin veranlassten cMRT zeigte sich passend dazu eine Signalanhebung des Kortex und Subcortex links okzipital bis okzipitoparietal. Diese Veränderungen sind vereinbar mit einem stattgehabten Hirnödem. In der Kontrolle 3 Monate später sind EEG und MRT normalisiert bei klinisch unauffälligem Patienten.

Diskussion: Im dargestellten Fall handelt es sich um ein Hirnödem als Komplikation der Ketoazidose, das in etwa 1% der Fälle klinisch zum Ausdruck kommt. Die Entstehung ist entgegen gängiger Meinung nicht alleinig auf die durchgeführte Therapie zurückzuführen, da 5-20% der Hirnödeme bereits bei Diagnosestellung vor Beginn der Therapie vorliegen und ursächlich auf zytotoxische Schäden durch Hypokapnie und verminderte cerebrale Durchblutung zurückzuführen sind. Eine Verschlechterung des Hirnödems unter der eingeleiteten Therapie wird jedoch beschrieben. Bei deutlich gesteigerter Mortalität von 21-24% ist die frühzeitige Erkennung des Hirnödems als Komplikation und die adäquate Therapie von entscheidender Bedeutung. Selbstkritisch ist zu bemerken, dass in dem vorliegenden Fall die Komplikation eines Hirnödems zwar in Erwägung gezogen wurde, aber eine frühzeitige Behandlung mit Mannitol nicht erfolgte. Der hier beschriebene Fall soll die Sensibilität für diese seltene, aber relevante Komplikation erhöhen, bereits bei Anamnese und im frühen Therapieverlauf. Bemerkenswert sind die ausgeprägten MRT-Veränderungen bei sich schnell normalisierender klinischer Symptomatik