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Es ist nicht immer eine Pseudoappendizitis: Fallbericht eines 12-jährigen Jungen mit Manifestation eines Diabetes mellitus Typ 1, Ketoazidose und einer Appendizitis
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Published: | March 8, 2016 |
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Hintergrund: Abdominelle Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen gehören zu den klassischen Symptomen einer diabetischen Ketoazidose. In der Literatur wird eine Assoziation mit dem Schweregrad der Azidose beschrieben. Selten findet sich jedoch eine andere zugrundeliegende Ursache.
Fallbericht: Wir berichten über einen 12 Jahre alten Jungen, der sich in unserer Notaufnahme mit Bauchschmerzen und Fieber vorstellte. Es fiel eine mittelschwere Ketoazidose (pH 7,16; HCO3⁻ 12,5 mmol/l; BE -16,8 mmol/l; Ketone im Urin: +++) mit einem venösen Blutzucker von 267 mg/dl auf. Der HbA1c lag bei > 14 %. Es wurde die Diagnose eines Diabetes mellitus gestellt und rasch eine adäquate Therapie eingeleitet. Der Junge fieberte bis max. 39,2 °C. Klinisch imponierten Bauchschmerzen mit einem deutlichen Druckschmerz im rechten Unterbauch. Auch nach Ausgleich der Azidose waren die abdominellen Beschwerden fortbestehend. Laborchemisch zeigte sich ein CRP von 15 mg/dl bei normwertiger Leukozytenzahl. Sonographisch fiel eine vergrößerte Appendixspitze mit einem Durchmesser von 7,5 mm sowie eine geringgradige echoreiche Umgebungsreaktion auf. In Zusammenarbeit mit der Kinderchirurgie wurde die Diagnose einer Appendizitis gestellt und zunächst eine konservative Therapie mit intravenösen Gaben von Ceftriaxon und Metronidazol begonnen. Hierunter kam es am 3. Behandlungstag zur Entfieberung, zum Abklingen der abdominellen Beschwerden sowie zu rückläufigen Entzündungsparametern. Der Junge konnte nach Stabilisierung der Stoffwechsellage sowie ausführlicher Diabetes-Schulungen das Krankenhaus nach 14 Tagen in gutem Allgemeinzustand verlassen.
Schlussfolgerung: Aufgrund der Häufigkeit von abdominellen Beschwerden im Rahmen einer diabetischen Ketoazidose ergibt sich die Gefahr einer zu spät diagnostizierten primären abdominellen Ursache. Insbesondere bei fortbestehenden abdominellen Beschwerden nach Ausgleich der metabolischen Azidose sollte eine weiterführende Diagnostik zur Ursachensuche erfolgen.