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Zufallsbekanntschaft mit Langzeitfolgen: Tuberkulose bei einem Säugling
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Published: | April 10, 2013 |
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Hintergrund: Im Juli 2012 wurde eine tote Frau in einem Pappkarton in den Grünanlagen in Hannover entdeckt. Sie verstarb an einer disseminierten Lungentuberkulose. Zur gleichen Zeit stellte die Kinderklinik auf der Bult bei einem drei Monate alten Säugling mit Migrationshintergrund die Diagnose einer lebensbedrohlichen pulmonalen Tuberkulose mit subtotaler Obstruktion des rechten Bronchialsystems.
Methoden: Die Meldungen beider Tuberkulosefälle wurden an die Tuberkulose-Beratungsstelle des Fachbereichs Gesundheit der Region Hannover, entsprechend den Vorgaben des Infektionsschutzgesetzes übermittelt. Zunächst stellten die beiden Tuberkulosefälle zwei voneinander unabhängige Meldungen dar, die keinen Zusammenhang vermuten ließen.
Ergebnisse: Durch akribische Ermittlungsarbeit der Tuberkulose-Beratungsstelle konnten die Puzzleteile zusammenführt werden: die initiale Meldeadresse des Kindes stimmte mit dem zuletzt bekannten Aufenthaltsort der Verstorbenen überein. Die Untersuchung der Tbc-Kulturen beider Patienten mittels genetischem Fingerprint führte zu dem Ergebnis, dass ein kurzer Kontakt zur toten Frau die Quelle für die Tbc-Erkrankung des Kindes sein musste.
Schlussfolgerung: Das schnelle Handeln der Kinderklinik auf der Bult in Zusammenarbeit mit der MHH Kinderklinik mit sofortigem Behandlungsbeginn war wahrscheinlich lebensrettend für das Kind. Der Zustand des Kindes hat sich erst nach inzwischen fünfmonatiger intensiver Behandlung durch die Kinderkliniken, den niedergelassenem Kinderarzt und einem speziellen Kinderpflegedienst soweit stabilisiert, dass eine dauerhafte Heilung zu erwarten ist.