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61. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (NDGKJ)

Norddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V.

11.05. - 13.05.2012, Kiel

Falsch-positiver Clostridientoxin-Nachweis bei EHEC-Infektion

Meeting Abstract

  • N. Orlowski - Sana-Krankenhaus Rügen, Kinderklinik, Bergen auf Rügen, Mecklenburg-Vorpommern
  • A. Fruth - Sana-Krankenhaus Rügen, Kinderklinik, Bergen auf Rügen, Mecklenburg-Vorpommern
  • C. Metelmann - Sana-Krankenhaus Rügen, Kinderklinik, Bergen auf Rügen, Mecklenburg-Vorpommern
  • T. Hirsch - Sana-Krankenhaus Rügen, Kinderklinik, Bergen auf Rügen, Mecklenburg-Vorpommern

Norddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. 61. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (NDGKJ). Kiel, 11.-13.05.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12ndgkjP13

doi: 10.3205/12ndgkj13, urn:nbn:de:0183-12ndgkj136

Published: May 8, 2012

© 2012 Orlowski et al.
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Zusammenfassung: Wir berichten über drei Kinder aus einer Familie, die am Anfang der EHEC-Epidemie im Mai/Juni 2011 stationär in unserer Klinik aufgenommen wurden. Klinik und mikrobiologische Befunde sprachen initial für eine Clostridien-verursachte Colitis und gegen eine EHEC-Infektion. Erst mit dem Nachweis des Verotoxins in einer weiteren Stuhlprobe konnte die Diagnose einer EHEC-Infektion gestellt werden.

Klinik: Patient I, 10,5 Jahre, präsentierte sich vor den ersten Medienberichten nachmittags mit starker wässrig-blutiger Diarrhoe seit dem Aufnahmetag, deutlich reduziertem Allgemeinzustand, kolikartigen Bauchschmerzen und Tenesmen. Eine frische oder kürzlich durchgemachte Infektion sowie Antibiotika-Einnahme wurden verneint. Die Stuhlkulturen ergaben keinen Nachweis von EHEC, EPEC, Clostridien, Salmonellen, Yersinien, Campylobacter und Shigellen. Im ELISA fielen Adeno-, Rota-, Astro- und Norovirus negativ aus, der Test auf Clostridium-Toxin A und B hingegen positiv. Auf die Bestimmung des Verotoxins wurde wegen der negativen EHEC-Kultur zunächst verzichtet. Im Abdomensonogramm zeigte sich eine Colitis mit wenig freier Flüssigkeit. Aufgrund des schlechten Allgemeinzustandes trotz symptomatischer Therapie begannen wir unter der Verdachtsdiagnose einer pseudomembranösen Kolitis durch Clostridien eine Therapie mit Metronidazol und Vancomycin p.o., später musste das Metronidazol auf i.v.-Gabe umgesetzt werden. Die Klinik besserte sich nicht eindeutig.

Da drei Tage später die ältere Schwester, Patientin II, 13 Jahre, mit gleicher Symptomatik aufgenommen wurde, forderten wir für beiden Patienten erneute Stuhluntersuchungen an. Wieder erhielten wir obigen Befund, zusätzlich teilte das Labor einen positiven Verotoxin-Nachweis trotz negativer EHEC-Kultur mit. Die Antibiose bei Patient I wurde daraufhin beendet. Im weiteren Verlauf entwickelten beide Kinder ein HUS. Am Folgetag nahmen wir die Zwillingsschwester von Patient I auf. Wiederum erhielten wir bei gleicher Anamnese und Klinik einen positiven Clostridium Toxin A und B-Nachweis sowie parallel den positiven Verotoxinbefund. Alle drei Patienten konnten eindeutig als mit dem EHEC-Stamm HUSEC041; O104:H4 infiziert zugeordnet werden.

Diskussion: Das positive Testergebnis auf Clostridium Toxin A und B führte bei einem Patienten mit EHEC-Infektion anfangs zur Diagnose einer Clostridien-assoziierten Colitis, irreführend war zudem der negative EHEC-Nachweis. Der ELISA auf Clostridium Toxin A und B kann bei blutigen oder sehr schleimigen Stühlen falsch positiv ausfallen. Der Nachweis von EHEC-Bakterien vom Serovar O104 ist in den Kulturmedien, in denen andere humanpathogene EHEC-Typen wie z.B. das häufige Serovar O157 wachsen, nicht möglich.