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Vom Ereignis zur Krise – Erfahrungsbericht aus der Flugsicherung

2002 kollidierten über Süddeutschland zwei Verkehrsflugzeuge auf der Reiseflughöhe und stürzten in der Nähe der Stadt Überlingen ab. Zum Zeitpunkt des Unfalls war die Schweizer Flugsicherung für die Kontrolle beider Flüge zuständig. Eine Ereigniskette führte dazu, dass die Anweisung zum Wechsel der Flughöhe an eines der Flugzeuge erst kurz vor dem Kreuzungspunkt erteilt wurde. Gegenläufige Ausweichmanöver der Flugzeugbesatzungen führten schliesslich zur Kollision. Alle Flugzeuginsassen verloren dabei ihr Leben. Der Unfall entwickelte sich für die beteiligte Flugsicherungsorganisation skyguide rasch zu einer Krise, die das Unternehmen für die kommenden 5 Jahre erheblich beeinflusste und die Unternehmenskultur prägte.

Wesentliche Erkenntnisse konnten in den technischen, organisationalen und politischen Dimensionen gewonnen und entsprechende Massnahmen eingeleitet und umgesetzt werden. In der Dynamik der Ereignisse kommt der Krisenkommunikation eine zentrale Bedeutung zu. Das Management der Krise kann sich über Jahre erstrecken und die Organisation erheblich belasten, jedoch sind in mittelgrossen Firmen die Ressourcen selten vorhanden um eine solche über lange Zeit zu bewältigen. In der Ereignisbewältigung kann ein Konflikt zwischen der rechtlichen und organisationalen Betrachtung entstehen. Aus rechtlicher Sicht geht es darum, Schaden für das Unternehmen zu vermeiden. Aus der Sicht der Organisation geht es darum, in einer positiven Fehlerkultur die notwenigen Lehren zu ziehen und umzusetzen, ohne dabei den Fokus auf die Schuldfrage zu lenken. Das Rechtssystem und die Anfordernisse an die Sicherheitskultur in einem Hochrisikoumfeld stehen vielfach in einem direkten Widerspruch.

Wesentlich ist der Aspekt der Zusammenarbeit in und zwischen den Teams einer operationellen Organisationseinheit. Eine systematische Schulung im Bereich Team Resource Management/Human Factors ist essentiell um gleichartige Vorkommnisse vermeiden zu können.