Article
Hohe Prävalenz pathologischer Zytologien in Analabstrichen von HIV-infizierten Patienten
High prevalence of pathological findings in anal cytology in HIV positive patients
Search Medline for
Authors
Published: | June 2, 2010 |
---|
Outline
Text
Hintergrund: Diagnostische Algorithmen für die Früherkennung des Analkarzinoms und seiner Vorläufer sind noch nicht etabliert. Die Gewinnung intraanaler Zytologien liefert Hinweise auf das Vorliegen squamöser intraepithelialer Läsionen (SIL). Unsere Untersuchung erfasst die Prävalenz auffälliger intraanaler Zytologien und deren Validierung durch High Resolution Anoskopien (HRA) und Probebiopsien bei HIV-positiven Personen in unserer proktologischen Sprechstunde.
Methoden: Querschnittuntersuchung der letzten intraanalen Zytologie, die zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember 2008 bei HIV-positiven Patienten durchgeführt wurde. Die Bethesda Klassifikation diente der Einteilung der zytologischen Diagnostik. Gleichzeitig erfolgten HRA und Biopsieentnahmen bei auffälligen Befunden.
Ergebnisse: Insgesamt 97 HIV-Patienten mit mindestens einer verwertbaren intraanalen Zytologie wurden eingeschlossen (98% Männer; 93% MSM; Durchschnittsalter: 41 Jahre (23–57); Klinisches CDC-Stadium: A: 41,3%, B: 32,2%, C: 26,5%, Immunologisches CDC-Stadium III: 46%). Die mittlere CD4-Zellzahl am Untersuchungstag war 529 Zellen/µl (48–1.490) und die durchschnittliche HIViruslast 7.418 Kopien/ml (<50–198.200). 86,2% (81/94) erhielten eine antiretrovirale Behandlung. 77,8% (63/81) hatten HIV-RNA <50 Kopien/ml. 13,4% (13/97) hatten bisher keine HPV-assoziierten Läsionen. 86,6% (84/97) hatten mindestens eine HPV-bedingte symptomatische Erkrankung in der Vorgeschichte (70,2% (59/84) Condylomata acuminata oder moderate anale intraepitheliale Neoplasien/Dysplasien (AIN I/II), 21,5% (18/84) Carcinoma in situ (CIS), 8,3% (7/84) invasives Karzinom). 86,6% (84/97) wurden bereits wegen HPV-assoziierter Vorerkrankungen behandelt, davon 44% (37/84) mehrmals. HSIL wurde bei 12,4% (12/97), LSIL bei 38,1% (37/97) gefunden. 15,5% (13/97) wurden als andere Abnormitäten (ASCUS) interpretiert. 34% (33/97) hatten normale Zytologie. Bei 47,4% (46/97) der untersuchten Patienten wurde gleichzeitig mit der analen Zytologie eine Biopsie entnommen (keine HPV-assoziierte Läsion:12/46, Condylomata acuminata/AIN I-II: 28/46, CIS 6/46). Bei Patienten mit LSIL oder HSIL wurde 23 Biopsien durchgeführt (keine HPV-assoziierte Läsion: 3/23, Condylomata acuminata/AIN-I-II: 17/23, CIS 3/23).
Schlussfolgerung: Pathologische Zytologien waren bei Analabstrichen von HIV-positiven Patienten häufig (66%). Analabstriche scheinen eine geeignete Screening-Methode für intraanale HPV-assoziierte Läsionen zu sein.