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Lernen aus der Kiste: Individuelles Selbststudium der Hautnaht – für Anfänger*innen bis Fortgeschrittene
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Published: | June 4, 2025 |
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Hintergrund & Motivation: In der medizinischen Ausbildung sind klinisch-praktische Fertigkeiten von entscheidender Bedeutung. Besonders im letzten Abschnitt des Medizinstudiums, dem Praktischen Jahr (PJ), zeigen Studierende häufig Defizite an praktischen Fertigkeiten [1]. Eine zentrale Herausforderung besteht darin, den Lernprozess individuell an die unterschiedlichen Erfahrungsstufen der Studierenden anzupassen. Die Hautnaht stellt hierbei eine Fertigkeit dar, bei der ein flexibler, selbstgesteuerter Lernansatz erforderlich ist, der die unterschiedlichen Bedürfnisse von Anfänger*innen und Fortgeschrittenen berücksichtigt. Um eine effektive Weiterentwicklung zu ermöglichen, müssen Studierende in der Lage sein, kontinuierlich zu üben und ihr Können je nach Lernfortschritt zu vertiefen.
Beschreibung des Projekts: Im Vorprojekt wurde ein didaktischer Blueprint entwickelt [2], der als Grundlage für digital gestützte Selbstlerneinheiten dient. Im neuen Projekt wurde dieser Blueprint genutzt, um eine Selbstlerneinheit zur Hautnaht zu konzipieren. Inhaltlich wird dabei die Lehre im MITZ aufgegriffen und fortgesetzt. Es wurde das Flipped-Classroom-Konzept genutzt. In der Onlinephase auf der Lernmanagementplattform Moodle stehen digitale Handouts und kurze Mikrolearning-Einheiten (z. B. Expert*innen-Tipps) zur Verfügung. Zusätzlich sind die Austauschmöglichkeiten via Forum, Terminbuchungen und Zugang zu Lernzielen, Notizen und Videos gegeben. Die Lernmaterialien der Präsenzphase für die Selbstlerneinheiten wurden in Modulkisten verpackt, die im Skills Lab flexibel genutzt werden können. Dies bietet den Vorteil, dass die Materialien unabhängig von Raum und Zeit schnell zugänglich gemacht werden können. Studierende üben selbstständig vorrangig in Tandems. Durch Checklisten für Peer-Feedback können Teilnehmende ihre Arbeitsschritte reflektieren. Aufgaben mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad wurden entwickelt, um den unterschiedlichen Vorkenntnissen und der Expertise der Studierenden gerecht zu werden. Dabei sollen Fallvignetten den Transfer in den klinischen Alltag fördern. Die Option, Übungen per Video auf dem eigenen mobilen Endgerät aufzunehmen, erleichtert die Selbstbewertung. Die Teilnehmenden evaluieren nach der Präsenzphase via QR Code über die Software EvaSys online.
Kritische Reflexion: Die Ergebnisse der Testphase sind Gegenstand des Posters. Hierzu werden die Evaluationsergebnisse dargestellt und interpretiert. In der Testphase soll eine Aussage generiert werden, ob Anfänger*innen durch die Anleitung zum Selbstlernen grundlegende Fertigkeiten entwickeln und Fortgeschrittene ihre Technik verfeinern konnten. Weiterhin soll aufgezeigt werden, welche Lehrinhalte dafür als am hilfreichsten empfunden worden sind. Eine weitere zu klärende Fragestellung ist, ob die Studierenden sich durch die Lerneinheit zutrauen im klinischen Alltag unter ärztlicher Supervision eine Hautnaht durchzuführen. Um einen Gesamteindruck erhalten zu können, haben die Studierenden die Möglichkeit die Selbstlerneinheit mit einer Gesamtnote zu versehen.
Ausblick: Die Nutzung der Kisten als flexibles Lernkonzept führte zu dem Slogan „Lernen aus der Kiste“, der die praktische und zugängliche Art des selbstgesteuerten Lernens im Skills Lab einprägend beschreibt. Insgesamt könnte „Lernen aus der Kiste“ eine solide Grundlage bieten, um das Selbstvertrauen in die eigenen Fertigkeiten zu stärken und eine gezielte und individuelle Förderung zu ermöglichen.
Literatur
- 1.
- Störmann S, Stankiewicz M, Raes P, Berchtold C, Kosanke Y, Illes G, Loose P, Angstwurm MW. How well do final year undergraduate medical students master practical clinical skills? GMS J Med Educ. 2016; 33(4):Doc58. DOI: 10.3205/zma001057
- 2.
- Willemer MC, Bibrack E. Entwicklung und Implementierung eines Prototyps (Blueprints) für digital gestützte Lehreinheiten zum individuellen Selbststudium im MITZ. In: Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Freiburg, Schweiz, 05.-09.08.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-11-02. DOI: 10.3205/24gma045