gms | German Medical Science

19. Internationales SkillsLab Symposium 2025

19.03. - 21.03.2025, Munich

Interdisziplinäre Anamnesegruppe der Ruhr-Universität Bochum: mit realen PatientInnen und Simulationspersonen

Meeting Abstract

  • Marie Kranz - Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland
  • corresponding author Lilli Hübner - Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland
  • Hannes Bergmann - Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland
  • Rahel Kurpat - Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland
  • Michaela Thomas - Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland
  • Thorsten Schäfer - Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland

19. Internationales SkillsLab Symposium 2025. München, 19.-21.03.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc25isls67

doi: 10.3205/25isls67, urn:nbn:de:0183-25isls673

Published: June 4, 2025

© 2025 Kranz et al.
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Text

Hintergrund und Motivation: An der Ruhr-Universität Bochum (RUB) wird das Konzept der interdisziplinären Anamnesegruppe seit 2020 im Rahmen der Skills Labs umgesetzt. Ursprünglich in der Charité Berlin entwickelt, bringt dieses Seminar Studierende der Medizin und Psychologie zusammen, um gemeinsam die Gesprächsführung für Erstgespräche mit Patient*innen zu trainieren. Die Anamnesegruppen finden wöchentlich statt, geleitet von jeweils zwei Tutor*innen (Medizin und Psychologie). Organisatorische Schwierigkeiten, wie die Kontaktherstellung zu Patient*innen und nicht vorhandene Krankheitsbilder, führten zur Erprobung des Einsatzes von Simulationspersonen (SPs) in den Anamnesegruppen.

Beschreibung des Projektes: Die Anamnesegruppen bieten Studierenden die Gelegenheit, ein Anamnesegespräch in einem geschützten Umfeld zu führen. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis des biopsychosozialen Modells zu entwickeln und die Gesprächsführungskompetenzen zu erweitern. Jedes Gespräch wird durch eine strukturierte Selbstreflexion und Gegenübertragung begleitet, um emotionale Reaktionen und Haltungen zu reflektieren. Die Studierenden erhalten ein ausführliches Feedback von den Tutor*innen und Mitstudierenden, ergänzt durch Übungen zur Selbsterfahrung und Reflexion. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit fördert den Austausch zwischen den Fachrichtungen, stärkt Empathie und hilft, Vorurteile abzubauen.

Kritische Reflexion: Der Einsatz von realen Patient*innen und SPs bietet unterschiedliche Vor- und Nachteile. Ein Vorteil realer Patient*innen ist ihre ungefilterte emotionale und körperliche Reaktion. Durch den Kontakt mit realen Patient*innen werden Gesprächstechniken, Empathie und Anpassungsfähigkeit in realen klinischen Situationen geschult [1], [2]. Ein Nachteil ist die Unvorhersehbarkeit der Gesprächssituationen, durch die ungeplante Schwierigkeiten entstehen können. Diese können die Studierenden überfordern. Zudem ist die Vielfalt der Krankheitsbilder, insbesondere im psychiatrischen Bereich in den Universitätskliniken, begrenzt.

SPs bieten dagegen eine flexible und kontrollierbare Lernumgebung. Sie werden gezielt für seltene oder schwierige Krankheitsbilder eingesetzt, wodurch die Studierenden ihre Kommunikationstechniken in einem weniger belastenden Kontext erproben können [2], [3]. Ein weiterer Vorteil ist das gezielte Feedback der SPs [1]. Dies fördert eine Fehlerkultur, in der Studierende ihre Kommunikationstechniken reflektieren und verbessern können [3]. Ein Nachteil ist, dass das Wissen um die Simulation die Authentizität des Gesprächs beeinträchtigen kann. Die Reaktionen und körperlichen Krankheitsmanifestationen der SPs können als weniger intensiv wahrgenommen werden als die realer Patient*innen [1]. Dadurch werden die Studierenden gegebenenfalls weniger stark in ihrer Empathiefähigkeit und Flexibilität gefordert, was in realen klinischen Situationen wichtig ist.

Ausblick: Das Konzept der Anamnesegruppen bietet Studierenden der Medizin und Psychologie eine innovative Plattform, um Gesprächsführungskompetenzen in einem geschützten Setting zu erlernen – sei es mit realen Patient*innen oder SPs. Es wird ein breites Spektrum an Kompetenzen abgedeckt – von der realitätsnahen Auseinandersetzung mit (Simulations-)Patient*innen bis hin zur strukturierten Reflexion und konstruktiven Fehlerkultur.

Aufgrund der spezifischen Vorteile der Personengruppen soll die Arbeit mit beiden fortgesetzt werden. Zukünftig sollen Maßnahmen zur Vereinfachung der Patient*innen-Rekrutierung, zur Erweiterung der SP-Datenbank sowie die Implementierung eines Feedbacksystems für reale Patient*innen das Konzept erweitern.


Literatur

1.
Peters T, Thrien C. Simulationspatienten. Handbuch für die Aus- und Weiterbildung in medizinischen und Gesundheitsberufen. Göttingen: Hogrefe Verlag; 2018. DOI: 10.1024/85756-000 External link
2.
Bokken L, Rethans JJ, Scherpbier AJ, van der Vleuten CP. Strengths and weaknesses of simulated and real patients in the teaching of skills to medical students: a review. Simul Healthc. 2008;3(3):161-169. DOI: 10.1097/SIH.0b013e318182fc56 External link
3.
Antila AK, Lindblom S, Louhiala P, Pyörälä E. Creating a safe space: medical students’ perspectives on using actor simulations for learning communication skills. BMC Med Educ. 2024;24(1):1225. DOI: 10.1186/s12909-024-06184-6 External link