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Hilft gegenseitiges Feedback im Kurs „Wundversorgung“ bei der Erlernung der praktischen Fertigkeit? Interventionsstudie im Rahmen der Unterrichtung im 5. Studiensemester in Köln
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Published: | June 4, 2025 |
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Hintergrund: Der zweistündige Kurs zur Wundversorgung wird von den Studierenden im 5. Semester Humanmedizin der Universität zu Köln absolviert. In dem Kurs wird unter anderem der Verbandswechsel an Wundmodellen gelehrt und geübt. Dies wird am Ende des Semesters im Rahmen der Famulaturreifeprüfung (Objective Structured Clinical Evaluation, OSCE) geprüft.
Gegenseitiges Feedback unter Peers findet häufig automatisch und unaufgefordert statt und ist zweifellos sehr wertvoll für den Lernerfolg ([1], p.237ff). Dieses natürlich entstehende Feedback kommt aber meist nicht allen Studierenden zugute und ist nicht regelmäßig oder strukturiert. Dadurch könnte die Qualität des Feedbacks im Vergleich zu einem intendierten, strukturierten Feedback und mithin der Lernerfolg sinken.
Fragestellung: Die Studie untersucht, ob strukturiertes, gegenseitiges Peer-Feedback hilfreich für den Lernerfolg gemessen an den Ergebnissen im OSCE ist. Zudem wird untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen Vorausbildungen und den Ergebnissen bei OSCE besteht.
Methodik: Betrachtet wird der gesamte Kurs „Wundmanagement“ im 5. Semester Humanmedizin. Es werden insgesamt 161 Studierende untersucht. Die Studierende dieses Kurses sollen sich entweder ungerichtet (Kontrollgruppe) bei der Tätigkeit gegenseitig beobachten und Rückmeldung geben oder angeleitet (Interventionsgruppe) anhand eines Feedbackbogens zur gegenseitigen, strukturierten Bewertung. Die Zuteilung der bestehenden Gruppen zur jeweiligen Kontroll- oder Interventionsgruppe ist randomisiert (stratifizierte Randomisierung). Zudem füllen die Studierenden eine Abfrage relevanter Vorbildungen aus. Anschließend wird untersucht, ob die Gruppen mit angeleitetem Peer-Feedback (Interventionsgruppe) bessere Ergebnisse beim OSCE erzielen als die Gruppen, die kein angeleitetes Peer-Feedback durchführten (Kontrollgruppe).
Ergebnisse: Im OSCE erreichte die Interventionsgruppe durchschnittlich 8,2 von 10 Punkten (Standardabweichung: 1,1), die Kontrollgruppe erreichte durchschnittlich 8,3 von 10 Punkten (Standardabweichung: 1,0). Der p-Wert beträgt 0,576. In einer Subgruppenanalyse zeigte sich, dass Studierende mit Vorausbildung im Bereich Rettungsdienst und Gesundheits- und Krankenpflege unabhängig von der Intervention bessere Ergebnisse erzielten, als Studierende ohne Vorausbildung.
Diskussion: Wir konnten in unserem Studiendesign keine Verbesserung der erreichten Punktezahl im OSCE durch das Peer-Feedback zeigen. Mögliche Gründe dafür sind, dass der Effekt von einer Peer-Feedback Runde zu einem einzelnen Kurstermin nicht ausreichend ist. Regelmäßig stattfindendes Peer-Feedback in einem Kurs mit mehreren Terminen könnte einen größeren Effekt erzielen. Durchschnittlich ist das Prüfungsergebnis sehr gut, der Kurs Wundversorgung bereitet also vermutlich alle Studierende gut auf die in der OSCE-Prüfung verlangten Fertigkeiten vor. Darunter leidet die Trennschärfe und so könnte die Effektivität des Peer-Feedbacks „verschleiert“ werden. Allerdings zeigen die besseren Ergebnisse der Studierenden mit Vorausbildung, dass auch auf diesem hohen Niveau ausschöpfbares Potential vorhanden ist und eine weitere Optimierung des Kurses sinnvoll scheint. Zu prüfen bleibt zu einem späteren Zeitpunkt, ob durch die zusätzliche Reflexion im Rahmen des gelenkten Feedbacks ein langfristiger Lernerfolg nachweisbar ist.