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Simulationstraining im Studiengang Hebammenkunde: Didaktisch-methodische Umsetzung eines Notfalltrainings im 4. Fachsemester
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Published: | June 4, 2025 |
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Einleitung: Am Medizinischen Interprofessionellen Trainingszentrum MITZ als Skills Lab der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus werden Studierende der Hebammenkunde innerhalb eines longitudinalen Curriculums in praktischen und kommunikativen Fertigkeiten ausgebildet. Im 1. und 3. Fachsemester liegt der Fokus auf dem Trainieren manueller Fähigkeiten (Skills-Training). Mit der Implementierung eines simulationsbasierten Notfalltrainings im 4. Fachsemester wird die curriculare Lehre um das Trainieren komplexer geburtshilflicher Notfallszenarien und somit das Ausführen von zusammenhängenden Handlungsabläufen erweitert.
Hintergrund: Simulationsbasierte Trainings gelten als effektive Methode zur Verbesserung von Notfallkompetenz und Teameffizienz in kritischen Situationen [1]. Bereits in der Ausbildung ist es sinnvoll, Studierende der Hebammenkunde sukzessive an komplexer werdende Übungssituationen heranzuführen. Damit entwickelt sich aus theoretisch erworbenem Wissen die praktische Einübung von Handgriffen, gefolgt von dem Training klinischer Handlungsabläufe. Besonders die Kommunikationsfähigkeit innerhalb eines Teams spielt eine Schlüsselrolle für den Behandlungserfolg und sollte in diesen Übungsszenarien ebenfalls Berücksichtigung finden [2]. Ziel des Trainings ist es, die Studierenden auf seltene und zeitkritische geburtshilfliche Notfälle, die in der späteren Berufspraxis auftreten können, vorzubereiten.
Projektbeschreibung: Das Training wird im Inverted-Classroom-Konzept durchgeführt und umfasst ein vorbereitendes E-Learning, bei welchem sich die Studierenden die theoretischen Grundlagen mithilfe der E-Learning-Ressource MITZ-mobil sowie des Lernmanagementsystems Moodle erarbeiten. Im Präsenzteil folgen praktische Übungsszenarien in Kleingruppen. In vier Trainingsstationen, welche im Rotationsprinzip absolviert werden, üben die Teilnehmenden die Notfallversorgung und Teamkommunikation. Die Themen der Trainingsstationen umfassen folgende geburtshilfliche Notfälle:
- Postpartale Blutung
- Nabelschnurvorfall
- Eklampsie
- Anaphylaxie
Alle Szenarien werden durch Simulationspersonen (SP) und/oder Simulationsmodelle unterstützt, um eine authentische Lernumgebung zu schaffen. Im Fokus des sich anschließenden Debriefings stehen die Umsetzung erforderlicher Maßnahmen nach Standard Operating Procedures (SOPs) sowie die Reflexion der Teamarbeit und -kommunikation. Dabei wird das Debriefing durch Feedback der Simulationspersonen und Tutor*innen angereichert.
Kritische Reflexion & Ausblick: Die Teilnehmenden bewerteten das Training als praxisnah und lehrreich mit einer Gesamtnote von 1,6. Besonders die Videoanalysen und das Feedback wurden als hilfreich und lernförderlich beurteilt. Jedoch wurde auch zurückgemeldet, dass sich die Studierenden mehr Zeit zum Trainieren wünschen und sich durch das einmalige Üben der Notfallsituationen noch nicht sicher fühlen. Vor diesem Hintergrund lässt sich diskutieren, ob eine Wiederholung des Notfalltrainings zu einem späteren Zeitpunkt sinnvoll wäre [https://eval.med.tu-dresden.de/evasys/indexeva.php].
Weiterhin ist anzumerken, dass das Training im Peer-Assisted-Learning stattfindet und eine umfassende Einarbeitung der studentischen Tutor*innen erfordert. Diese müssen zum einen fachlich geschult und zum anderen hinsichtlich der didaktisch-methodischen Durchführung der Simulationsszenarien und Debriefings eingewiesen werden. Dieser Einarbeitungsprozess muss sorgfältig und langfristig geplant werden, um eine hohe Lehrqualität sicherzustellen.
Literatur
- 1.
- Kaufner L, von Heymann C. Teamtraining, Simulation und interdisziplinäre Zusammenarbeit im Kreißsaal. In: Kranke P, editor. Die geburtshilfliche Anästhesie. Berlin: Springer; 2018. p.607-617. DOI: 10.1007/978-3-662-54375-7_28
- 2.
- Schwarz C. Simulation in der Hebammen Aus- und Weiterbildung. In: Kainer F, Scholz C, editors. Simulation in der Geburtshilfe. Stress- und Krisenmanagement im Kreißsaal. Berlin: De Gruyter; 2016. p.53-56.