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19. Internationales SkillsLab Symposium 2025

19.03. - 21.03.2025, Munich

Reanimation am Krankenbett: Training für die Erstversorgung bei innerklinischen kardiovaskulären Stillständen

Meeting Abstract

  • corresponding author Fabian Mehl - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Bochum, Deutschland
  • Patrick Wessel - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Bochum, Deutschland
  • Elisabeth Bienhüls - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Bochum, Deutschland
  • Michaela Thomas - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Bochum, Deutschland
  • Rahel Kurpat - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Bochum, Deutschland
  • Thorsten Schäfer - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Bochum, Deutschland

19. Internationales SkillsLab Symposium 2025. München, 19.-21.03.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc25isls61

doi: 10.3205/25isls61, urn:nbn:de:0183-25isls612

Published: June 4, 2025

© 2025 Mehl et al.
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Text

Hintergrund & Motivation: Etwa 45% der kardiovaskulären Stillstände treten in Krankenhäusern auf, zumeist auf peripheren Stationen und nicht wie angenommen in der Notaufnahme oder auf einer Intensivstation [1]. Medizinstudierende, die in Famulatur oder im PJ auf Station tätig sind, können in solchen Situationen die betroffene Person ersteintreffend auffinden oder um Hilfe gebeten werden. Ebenso bemängeln viele Studierende im klinischen Studienabschnitt eine unzureichende Vorbereitung auf die spätere ärztliche Rolle bei einer innerklinischen Reanimation, in welcher die Zeit bis zum Eintreffen des Reanimationsteams überbrückt werden muss [2]. Der Kurs konzentriert sich daher auf die Erkennung sowie die ersten 10-15 Minuten der Behandlung eines kardiovaskulären Stillstands. Diese Phase ist entscheidend für das Überleben und die neurologische Prognose der betroffenen Person.

Beschreibung des Projekts oder Konzepts: Der Kurs findet im Rahmen der SkillsLabs Notfalltutorien statt, umfasst 20 Zeitstunden und bietet damit eine freiwillige Möglichkeit für Studierende sich individuell fortzubilden. Geleitet wird der Kurs von drei erfahrenen Tutor*innen, die bis zu zwölf Studierende anleiten. Alle Tutor*innen verfügen durch Vorausbildung oder zusätzliche Qualifizierungsmaßnahmen über fundierte Kenntnisse im Bereich der Notfallmedizin und Reanimation. Der Kurs erstreckt sich über drei Tage mit insgesamt 20 Stunden intensiver Schulung. Am ersten Tag werden Maßnahmen des Basic Life Supports (BLS) theoretisch aufgefrischt und praktisch geübt, darunter Thoraxkompressionen, AED-Anwendung und Beatmungstechniken. An den folgenden Tagen werden weiterführende Maßnahmen an der SimMan 3G Simulationspuppe durchgeführt, darunter Atemwegsmanagement, Rhythmuserkennung mit dem manuellen Defibrillator und Medikamentengabe. Die Studierenden arbeiten in realitätsnahen Szenarien in Zweier- oder Dreierteams. Ein Livestream ermöglicht es den restlichen Teilnehmenden, die Simulation zu verfolgen, ohne im Raum anwesend sein zu müssen. Abschließend wird im Plenum Feedback zur Situation und zum Team anhand von der Puppe gemessenen Daten sowie Beobachtungen der durchgeführten Maßnahme gegeben und die simulierte Situation besprochen.

Kritische Reflexion: Der Lernerfolg des Kurses wird durch zwei verschiedene Verfahren ausgewertet. Grundlage ist eine Kombination aus subjektiver Selbsteinschätzung der Studierenden und objektiver Auswertung der Simulationsdaten. Ersteres wird in Form von Selbsteinschätzung zur persönlichen Sicherheit in der Durchführung notfallmedizinischer Maßnahmen (z.B. Atemwegskontrolle oder das Erkennen defibrillierbarer Herzrhythmen) mittels numerische Rating-Skalen in Fragebögen erfasst. Die objektive Auswertung erfolgt mittels von der Puppe gemessener Simulationsdaten (z.B. Kompressionstiefe, Kompressionsgeschwindigkeit oder Beatmungsvolumen). Sowohl die angegebene Selbsteinschätzung als auch die Simulationsdaten zeigen deutliche Verbesserungen hinsichtlich der Leistungen sowie in der Sicherheit bei der Durchführung der benötigten Maßnahmen. Simulationsartefakte wie Erwartungshaltungen und Vertrautheit mit der Umgebung können die Übertragbarkeit der Fähigkeiten auf reale Notfälle jedoch einschränken.

Ausblick: Durch kontinuierliches Feedback werden die Kursinhalte verbessert und stetig angepasst. Die erlernten Algorithmen richten sich dabei stets nach aktuellen Leitlinien und Empfehlungen. Geplante Erweiterungen umfassen die Integration klinischer Notfälle ohne direkte Reanimationssituation. Eine Akkreditierung als Wahlfach mit Prüfung, angelehnt an den Umfang von marktüblichen ACLS-Kursen, wird angestrebt. Ziel ist es, die innerklinische Notfallversorgung zu verbessern, Überlebensraten zu erhöhen und in geschützter Umgebung mentale Hürden der Studierenden im Kontext der kardiopulmonalen Reanimation abzubauen.


Literatur

1.
Andersen LW, Holmberg MJ, Berg KM, Donnino MW, Granfeldt A. In-Hospital Cardiac Arrest: A Review. JAMA. 2019;321(12):1200-1210. DOI: 10.1001/jama.2019.1696 External link
2.
Jaskiewicz F, Timler W, Panasiuk J, Starosta K, Cierniak M, Kozlowski R, Borzuchowska M, Nadolny K, Timler D. Willingness and Barriers to Undertaking Cardiopulmonary Resuscitation Reported by Medical Students after the SARS-CoV-2 Pandemic-Single-Center Study. J Clin Med. 2024;13(2):438. DOI: 10.3390/jcm13020438 External link