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Innsbrucker Skills Night: Ein simulierter Nachtdienst für Medizin- und Pflegestudierende
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Published: | June 4, 2025 |
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Hintergrund & Motivation: Für eine optimale Versorgung von Patient*innen ist eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Ärzteschaft und Gesundheits- und Krankenpflegepersonal unerlässlich. Die Stützen der interprofessionellen Zusammenarbeit sind hierbei das Verständnis und die Anerkennung über die Expertise der jeweilig anderen Profession. Positive Effekte der Interprofessionalität reichen von der Verbesserung der Versorgung und Sicherheit von Patient*innen bis zur Steigerung der Effizienz und Effektivität des Teams sowie der Förderung der Zufriedenheit der Teammitglieder [1]. Durch die vorzeitige Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen soll eine erhöhte Wertschätzung und vermehrtes Verständnis der jeweiligen Arbeit im späteren Berufsleben erreicht werden.
Beschreibung des Projekts: Die Skills Night bot 48 Studierenden die Möglichkeit in interprofessionellen Teams aus jeweils zwei Studierenden der Pflege bzw. Medizin an einem simulierten Nachtdienst in einer interdisziplinären Notaufnahme ihre Teamarbeit in 12 Simulationsszenarien anzuwenden. Zusätzlich fanden zur Vorbereitung verschiedene Notfallmedizinvorträge und -workshops statt. Neben dem Hauptfokus der Interprofessionalität zwischen Medizin und Pflege sollte das eigenverantwortliche Arbeiten der Studierenden gefördert werden. Eine simulierte Nachtschicht in einer Notaufnahme war für viele die erste Möglichkeit eigene Entscheidungen zu treffen und Verantwortung über die Behandlung von Patient*innen zu übernehmen. Dies forderte eigene Entscheidungsprozesse, präzises Arbeiten unter Stress und ein Zusammenrücken im interprofessionellen Team. Durch eine positive Fehlerkultur im geschützten Rahmen erzielten die Teilnehmenden einen großen Lerneffekt.
Evaluation: Die Wirksamkeit des interprofessionellen Lernens und Arbeitens im Team wurde mit zwei Fragebögen und einem semistrukturierten Interview überprüft. Es nahmen 30 (62,5%) weibliche und 16 (33,3%) männliche Personen teil (Ø Alter: M=24 Jahre), wovon 21 Gesundheits- und Krankenpflege studierten und 25 Humanmedizin. Alle Skalen zu interprofessionellem Lernen (Relevanz der Interprofessionalität, Rollenverständnis, Teamfähigkeit) haben sich von Prä zu Post signifikant erhöht (d=.27-.56). Alle post-Veranstaltungsitems (z.B., gewachsenes Interesse an interprofessionellem Lernen, gute Repräsentation von Interprofessionalität durch Lehrende, Praxisrelevanz der LV-Inhalte) wurden als „sehr zutreffend“ beschrieben. Ebenso verbesserte sich die Arbeit im Team auf allen Skalen signifikant (Zielorientierung, Aufgabenbewältigung, Zusammenhalt, Verantwortungsübernahme; d=.60-.85). 45 Teilnehmende der Skills Night schätzten die Veranstaltung im semistrukturierten Interview durchwegs positiv ein und der Hauptfokus der Interprofessionalität konnte an die Studierenden weitergeben werden. Die positiven Effekte der Interprofessionalität traten nach einer kurzen „Einarbeitungsphase im Team“ auf.
Reflexion: Insgesamt konnte eine sehr große Begeisterung für die Veranstaltung verzeichnet werden. Gerade die interprofessionelle Zusammenarbeit in einer simulierten realitätsnahen Notaufnahme wurde als sehr positiv wahrgenommen. Die Teilnehmenden berichteten nach „Überstehen“ der ersten Fallbespiele von einer deutlichen Zunahme des interprofessionellen Teamgefüges. Bei der Skills Night 2024 waren einige Vorträge/Workshops sowie vereinzelte Fallbeispiele aber thematisch vorrangig für Medizinstudierende. Zur Verbesserung der Skills Night 2025 wird daher der thematische Anteil für Pflegestudierende erhöht.
Ausblick: Nach der zweiten erfolgreichen Skills Night ist das Interesse an der Veranstaltung enorm gestiegen und befürwortet die langfristige Etablierung dieses Projekts. Für die nächsten Jahre ist mit weiteren Unterstützungen von Sponsoren, notfallmedizinischen Initiativen und Kliniken zu rechnen. Eine Vernetzung im deutschsprachigen Raum durch die Teilnahme an der Innsbrucker Skills Night von internationalen Initiativen ist auch für 2025 geplant.