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Wer kann’s warum am besten? Das Für und Wider medizinischer und nicht-medizinischer Tutorinnen für die Lehre von Kommunikation und ärztlicher Gesprächsführung
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Published: | June 4, 2025 |
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Hintergrund: An vielen Standorten im DACH-Verband werden Medizinstudierende in Kleingruppen von studentischen Tutoren und Tutorinnen (fortlaufend im fem. Plural) in praktischen Fertigkeiten und Kommunikation unterrichtet. Die Vorteile von sogenanntem Peer-Teaching sind gemeinhin bekannt. Im Gegensatz zum praktischen Fertigkeitentraining werden die Kommunikationsstationen häufig von studentischen Tutorinnen aus entsprechenden nicht-medizinischen Fachbereichen wie Psychologie, Kommunikationswissenschaft, Sozialwissenschaft, Pädagogik, Sprechwissenschaft u.ä. gelehrt. Die Kommunikationstrainings finden größtenteils mit Simulationspersonen (SP) statt. In der Schweiz hat sich bewährt, SP nicht nur als Trainingspartner in konkreten Gesprächssimulationen einzusetzen, sondern auch die dazugehörige Lehre halten zu lassen.
Unabhängig davon, welche Tutorinnen/Simulationspersonen Kommunikation und ärztliche Gesprächsführung lehren, müssen sie natürlich ausführlich qualifiziert werden (dies gilt für alle Fertigkeitentrainings). Dieser Invest der Qualifizierung durch die Programm- und Lehrverantwortlichen geht mit einem gewissen Versickerungseffekt einher, da die nicht-medizinischen Tutorinnen nach ihrer Zeit in einem SP-Programm/Skillslab nicht als workplace based rolemodel ihrer eigens erworbenen Kompetenzen fungieren können, da ihr Arbeits- und Wirkungsbereich nicht medizinische bzw. Krankenhaussettings sind. Hinzu kommt, dass nicht-medizinischen Tutorinnen häufig der Bezug zur Lern- und Ausbildungsrealität der Medizinstudierenden fehlt und sie nur bedingt tatsächliche peers sind.
So stellt sich die Frage, welchen Effekt es haben könnte, studentische Tutorinnen der Medizin (ab sofort medizinische Tutorinnen) für das peer-teaching von ärztlicher Kommunikation zu qualifizieren. Es ist anzunehmen, dass medizinische Tutorinnen ihre dann trainierte und mehrfach multiplizierte kommunikative Kompetenz auch in ihrer eigenen klinischen Tätigkeit beibehalten würden und somit als workplace based rolemodel für selbige dienen würden. Die Vorteile, wenn nicht-medizinische Tutorinnen Kommunikation lehren, würde entfallen. Hierzu gehören zum Beispiel, dass diese studentischen Tutorinnen aus Fachbereichen mit einem Fokus auf kommunikative Fertigkeiten kommen und ein gutes Fundament an Vorwissen für Kommunikationsmodelle, psychologische bzw. zwischenmenschliche Prozesse mitbringen, adäquat und fundiert auf Rückfragen und Diskussionen eingehen können und (vorsichtig ausgedrückt) keine fachspezifischen „historisch-hereditären“ Ressentiments gegenüber Patienten und Gesprächstechniken mitbringen. Letztere lassen sich beobachtungsweise unter Medizinstudierenden häufiger finden und der Abbau dieser durch qualitativ hochwertige Lehre ist erklärtes Ziel der Kommunikationstrainings im Medizinstudium (Lernziele wie Perspektivwechsel, Patientenzentrierte Gesprächsführung, Beziehungsaufbau, Empathie, …). Es ist durchaus vorstellbar, dass medizinische Tutorinnen in der Kommunikationslehre (wenngleich unbewusst) den Fokus stärker auf medizinische Details lenken oder sogar die Bedeutung einzelner Techniken und kommunikativer Fertigkeiten bagatellisieren könnten. Gleichzeitig sind sie sehr geeignet, Fragen ihrer Peers zu beantworten, da sie sich im selben Setting befinden und Erfahrungen aus Kliniken und Famulaturen teilen. Im Sinne des Peer-Teachings sind medizinische Tutorinnen „näher“ an den Studierenden, da sie deren tatsächliche Peers sind.
Ziel/Fragestellung: Ziel des Workshops ist es das Für und Wider für jeweils medizinische und nicht-medizinische Tutorinnen für die Lehre von Kommunikation und ärztlicher Gesprächsführung abzuwägen, die unterschiedlichen Qualifikationsschwerpunkte in der Tutorinnen-Ausbildung zu formulieren und diese zusammengetragenen Aspekte ergebnisoffen zu diskutieren.
Methodik: Der Workshop ist in drei Teile gegliedert:
- 1.
- Zusammentragen des Status quo der unterschiedlichen anwesenden Standorte unter Berücksichtigung bekannter Faktoren für gelungene Qualifizierung von Tutorinnen
- 2.
- Gemeinsames Abwägen des Für und Wider medizinischer und nicht-medizinischer Tutorinnen in der Kommunikationslehre hinsichtlich ihrer Qualifizierung, der Qualitätssicherung und Zielerfüllung des Lehrauftrags
- 3.
- Diskussion, Austausch und Dokumentation der zusammengetragenen Ergebnisse, Anregungen und Ideen. Ggf. Gründung einer Arbeitsgruppe
Ergebnisse: Die Ergebnisse werden allen Teilnehmenden des Workshops zur Verfügung gestellt.
Im Anschluss an den Workshop ist eine gemeinsame (freiwillige) Arbeitsphase über das Sommersemester 2025 geplant, um die Ergebnisse des Workshops bezüglich Qualifizierung und Monitoring von Tutorinnen zu etablieren, zu verfolgen und auszuwerten.