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Emotionsregulation im Kontext des Gesundheitswesens – ein Ausblick auf ein Konzepttutorium im Brandenburgischen Modellstudiengang Medizin (BMM)
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Published: | June 4, 2025 |
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Hintergrund & Motivation: Psychischen Regulationsprozesse nehmen einen maßgeblichen Einfluss auf die Durchführung von Aufgaben und Tätigkeiten, die im Rahmen des ausgeübten Berufs anfallen [1].
Die emotionale Regulation ist ein wesentlicher Bestandteil der Psychoregulation und dient der Veränderung, Stabilisierung und Kontrolle emotionaler Prozesse [2].
Im sportlichen Kontext ist schon seit einiger Zeit klar, dass Tiefe, Dauer und Eigenart emotionaler Prozesse, entscheidend für die sportliche Leistung sein können [2]. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Steuerung von Emotionen von inneren und äußeren Faktoren beeinflusst wird [2].
Auch in anderen Bereichen wird davon ausgegangen, dass Emotionen und die damit verbundene Regulation Einfluss auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit eines Individuums haben kann [3]. Dieser Einfluss kann sowohl positiv als auch negativ sein [3]. Grundsätzlich wird angenommen, dass sich die Emotionsregulation auch auf die psychische Gesundheit auswirken kann [4].
Langfristig könnten diese Zusammenhänge im Bereich der Medizin weitreichende Konsequenzen haben. Die Emotionsregulation spielt in diesem Kontext nicht nur eine wichtige Rolle, um möglichst lange den Beruf in bester Gesundheit ausüben zu können, sondern auch um potenzielle Fehlerquellen und damit verbundene negative Folgen zu vermeiden.
In der Medizin wird im unterschiedlichen Kontext stets davon gesprochen die Ruhe zu bewahren [5]. Ohne Panik sollen Entscheidungen getroffen werden und in Situationen in denen einem gar nicht danach zumute ist, soll sich freundlich verhalten oder zumindest der Unmut nicht offen gezeigt werden [6], [7].
- Aber wie wird die Ruhe eigentlich bewahrt?
- Wie werden Entscheidungen ohne Panik getroffen und Situationen, die einem Unmut bereiten mit Freundlichkeit überspielt?
Dieser Beitrag zur Emotionsregulation soll allen im medizinischen Bereich tätigen Menschen, Strategien und Konzepte zur Emotionsregulation an die Hand geben. Diese sollen alle Teilnehmer*innen dazu befähigen, in Situationen, die unvorhersehbar sind und für die es kein „ABCDE-Schema“ gibt, das Bewusstsein und die Kontrolle über die eigenen Emotionen zu erlangen. So sollen auf lange Sicht Wohlbefinden, psychische Gesundheit und Leistungsfähigkeit, von im medizinischen Bereich berufstätigen Menschen, in Bezug auf die Emotionsregulation, gesichert werden.
Beschreibung des Projekts: Im Rahmen eines interaktiven Tutoriums soll allen Interessierten die Relevanz der Emotionsregulation im medizinischen Bereich nähergebracht werden. Im Zuge dessen sollen mögliche Probleme wie Ängste, Erwartungsdruck und psychische Überforderung gemeinsam aufgearbeitet und mögliche Maßnahmen und Methoden für die Emotionsregulation vorgestellt und im Rahmen eines Fallbeispiels angewendet werden.
Kritische Reflexion & Ausblick: Basierend auf dem vorliegenden Konzept soll eine mögliche Integration und Praktikabilität etwaiger Tutorien im Brandenburgischen Modelstudiengang Medizin untersucht werden. Hierfür sollen die Teilnehmer*innen am Ende des Workshops einen quantitativen Fragebogen ausfüllen, der in der Auswertung Aufschluss darüber geben soll, ob die Teilnehmer*innen im Rahmen des Workshops einen persönlichen Mehrwert gewinnen konnten. Entsprechende Konzepte könnten sich auch im Rahmen von innerklinischen Fort- und Weiterbildungen anwenden lassen.
Literatur
- 1.
- Hacker W. Psychische Regulation von Arbeitstätigkeiten 4.0. (Mensch – Technik – Organisation, Band 51). Zürich: vdf; 2020. DOI: 10.3218/4040-1
- 2.
- Baumann S. Psychologie im Sport. Aachen: Meyer & Meyer; 2009.
- 3.
- Zapf D, Kern M, Holman D, Semmer NK, Tschan F. Emotion Work: A Work Psychology Perspective. Ann Rev Organ Psychol Organ Behav. 2021;8:139-172. DOI: 10.1146/annurev-orgpsych-012420-062451
- 4.
- Kring AM, Sloan DM. Emotion regulation and psychopathology: A transdiagnostic approach to etiology and treatment. NewYork: Guilford Press; 2010.
- 5.
- Bischoff A. Akute psychische Dekompensation. Wenn alle aufgeregt schreien, sollten Sie Ruhe bewahren [Acute psychological decompensation. When all are shouting with agitation, keep calm]. MMW Fortschr Med. 2010;152(15):17-18. DOI: 10.1007/BF03366403
- 6.
- König W. Geburt in der Notfallmedizin. In: König B, Reinhard D, Schuster HP, editors. Kompendium der praktischen Medizin. Heidelberg: Springer; 2000. p.1427-1436. DOI: 10.1007/978-3-642-59754-1_121
- 7.
- Buruck G, Haitsch S. Emotionale Kompetenzen und psychische Gesundheit: Eine Querschnittstudie in Gesundheitsberufen. Präv Gesundheitsf. 2021;16(3):245-252. DOI: 10.1007/s11553-021-00852-x