Article
Die „Nightshift“ – Interprofessionelle Lehre durch simulierte Nachtschicht in der Notaufnahme: Ein Projekt des Arbeitskreis Notfallmedizin Aachen
Search Medline for
Authors
Published: | June 4, 2025 |
---|
Outline
Text
Hintergrund & Motivation: Die „Nightshift“ ist ein notfallmedizinisches Simulationstraining für Medizinstudierende, organisiert durch den studentischen Arbeitskreis Notfallmedizin (AKN) der Fachschaft Medizin Aachen. Ursprünglich zur praxisnahen Vermittlung innerklinischer notfallmedizinischer Kompetenzen konzipiert, entwickelte sich das Projekt zu einem interprofessionellen Lehransatz weiter. Heute trainieren Medizinstudierende und Notfallsanitäter-Auszubildende gemeinsam in realitätsnahen Simulationsszenarien. Ziel ist es, die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den Berufsgruppen zu fördern und praxisrelevante Fertigkeiten in einer sicheren Lernumgebung (Peer-to-Peer-Teaching) zu trainieren.
Beschreibung des Projekts: Die „Nightshift“ ist konzipiert für bis zu 48 Medizinstudierende in acht sechsköpfigen Teams und 16 Notfallsanitäter-Auszubildende in Zweierteams.
Die Veranstaltung gliedert sich in drei Teile:
- 1.
- Einführungsvortrag zu strukturierter Notfallversorgung und Crew Resource Management.
- 2.
- Skillstationen: Themen „Blutgasanalyse“, „Medikamente und Infusionen“, „Airway-Management“ und „Patient*innen-Versorgung“, um grundlegende Fertigkeiten zu vermitteln und unterschiedliche Wissensstände auszugleichen.
- 3.
- Notfallmedizinische Fallsimulationen.
Vier präklinische Szenarien werden von den Notfallsanitäter-Auszubildenden versorgt und an die Medizinstudierenden übergeben, welche die weitere klinische Versorgung übernehmen. Die Studierenden-Teams bearbeiten zudem drei weitere, rein klinische Szenarien. Sie wechseln nach jedem Fall durch die Rollen Teamleader*in, Airway, Monitoring, Medikamente, Springer*in und Zeitnehmer*in, sodass alle Studierenden jede Rolle erleben. Nach jeder 15-minütigen Simulation folgen ein Debriefing und ein fallbezogenes Teaching.
Die Fallbeispiele umfassen die Themen kardiopulmonale Reanimation, internistische Notfälle wie supraventrikuläre Tachykardie und exazerbierte COPD, traumatologische Notfälle wie Polytrauma und stumpfes Bauchtrauma, sowie akute Aortendissektion und Delir bei geriatrischen Patient*innen.
Die präklinischen Simulationen werden von acht Praxisanleiter*innen des Rettungsdienstes begleitet; die klinischen von etwa 30 Peer-Teaching-Tutor*innen des AKN sowie approbierten Ärzt*innen. Letztere können während der Simulation auch als „Hintergrund-Oberärzt*innen“ hinzugezogen werden.
Mit realistischen Simulationen, modernem Equipment und professionellem Teaching bietet die „Nightshift“ eine authentische und praxisnahe Lernumgebung, in welcher durch interprofessionelle Lehre Verbindungen zwischen den Professionen geknüpft werden und auf die spätere Zusammenarbeit vorbereitet wird. Regelmäßige Evaluationen ermöglichen eine kontinuierliche Weiterentwicklung zur optimalen Anpassung an die Bedürfnisse der Teilnehmenden.
Kritische Reflexion: Die Evaluation der „Nightshift“ im Wintersemester 2023/24 zeigte eine hohe Zufriedenheit der Teilnehmenden:
- 79% stimmten der Aussage „Ich sehe die Nightshift als wichtige Ergänzung zur curricularen Lehre“ mit „trifft vollständig zu“ zu, 21% mit „trifft zu“.
- 75% bewerteten die Aussage „Ich habe persönlich viel durch die Nightshift gelernt“ mit „trifft voll zu“, 17% mit „trifft zu“, und 8% mit „teils-teils“.
Kritik betraf primär die zu enge Zeitplanung und den vorgegebenen Rahmen der Skillstationen. Unterschiedliche Vorkenntnisse führten dazu, dass sich einige Teilnehmende unterfordert fühlten, während sich andere weitere notfallmedizinische Fertigkeiten wünschten.
Ausblick: Basierend auf den Evaluationsergebnissen plant der AKN eine Erweiterung des zeitlichen Rahmens der Skillstationen, sowie die Einführung eines flexiblen Skillparcours. Dieser umfasst drei verpflichtende Stationen sowie drei frei wählbare aus einem Pool von insgesamt sieben Stationen. Dies ermöglicht neben der Sicherung grundlegender Fertigkeiten die gleichzeitige Setzung von individuellen Schwerpunkten. Langfristig wird eine Aufteilung der Veranstaltung auf zwei Tage angestrebt, sowie die Einbindung weiterer medizinischer Berufsgruppen wie beispielsweise Pflege-Auszubildenden oder Studierende der Hebammenwissenschaft.