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Nutzer*innen-Analyse des SkillsLabs der Medizinischen Hochschule Brandenburg – Vergleich der curricularen und extracurricularen Lehrveranstaltungen zum subjektiven Kompetenzerwerb
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Published: | June 4, 2025 |
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Hintergrund: Die Reform der Ärztlichen Approbationsordnung (ÄApprO) beschäftigt seit Jahren die medizinischen Fakultäten, ohne dass bisher ein abschließendes Ergebnis erzielt wurde. Dennoch werden zentrale Reformanliegen, wie die stärkere Praxisorientierung und die engere Verknüpfung von klinischen und theoretischen Inhalten, bereits in vielen Modellstudiengängen umgesetzt [1]. Im Brandenburgischen Modellstudiengang Medizin (BMM) wird zum Erwerb praktischer Fertigkeiten ab dem ersten Semester das Lehrformat Übung, Diagnostik, Therapie (ÜDT) angeboten. Zusätzlich bietet das SkillsLab ein extracurriculares Peer-Teaching-Programm in Form von studentisch geleiteten Tutorien an. Die praktischen Fertigkeiten der Studierenden werden am Ende eines jeden Semesters durch eine OSCE-Prüfung überprüft [2].
Ziel/Fragestellung: Die Nutzer*innen-Analyse untersucht die Zufriedenheit der Studierenden mit den praktischen Lehrformaten sowie deren wahrgenommenen Kompetenzerwerb im Hinblick auf die Prüfungsvorbereitung. Zudem werden aus studentischer Perspektive Stärken und Verbesserungspotentiale des SkillsLabs an der MHB erfasst. Dafür werden die folgenden Forschungsfragen gestellt:
- 1.
- Wie bewerten die Studierenden die Relevanz der praktischen Lehrformate in Bezug auf die Prüfungsvorbereitung?
- 2.
- Wie erleben die Studierenden die Angebote des SkillsLabs?
Methodik: Um die Forschungsfragen zu beantworten, wird eine Mixed-Methods-Studie durchgeführt. Adressaten der Studie sind alle zum Zeitpunkt der Erhebung an der MHB immatrikulierten Studierenden der Semester 1-10. Der hierfür konzipierte Online-Fragebogen wird den Studierenden als Link/QR-Code per E-Mail zugeschickt. Die Auswertung der quantitativen Daten erfolgt mittels deskriptiver Statistik, für die offenen Fragen wird eine qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring durchgeführt.
Ergebnisse: Von 561 immatrikulierten Humanmedizin-Studierenden der Semester 1-10 haben 242 Personen (43,1%) die Befragung abgeschlossen. Insgesamt zeigte sich ein heterogenes Nutzungsverhalten der SkillsLab-Angebote im Studienverlauf. Die kumulierte Zufriedenheit (zufrieden, sehr zufrieden) der Studierenden hinsichtlich der Vorbereitung auf die OSCE-Prüfung beträgt für das Lehrformat ÜDT 51,65% (n=125) und für die SkillsLab-Tutorien 84,71% (n=205). Hinsichtlich der Prüfungsvorbereitung empfinden 54,55% (n=132) das SkillsLab-Tutorium als besseres Unterrichtsformat, 36,36% (n=88) empfinden es gleichwertig mit dem ÜDT. Die Begründungen der Studierenden gliedern sich in die Themenkomplexe „Praxisnähe“, „Struktur“, „nicht-hierarchische Lernatmosphäre“ „Prüfungserfahrung“, „Wiederholung“.
Relevanz: Trotz bisherigem Ausbleiben der Reform der ÄApprO ist eine Steigerung der Relevanz von SkillsLabs zu erwarten. Für eine angemessene Ressourcen- und Bedarfsplanung von extracurricularen Angeboten zur individuellen Kompetenzentwicklung der Studierenden wird eine aussagekräftige Nutzer*innen-Analyse benötigt. Ziel ist die perspektivische Vermeidung von Über- oder Unterkapazitäten im Training praktischer Fertigkeiten sowie eine Veranstaltungsplanung entsprechend der Bedürfnisse bzw. Vorerfahrungen der Studierenden.
Empfehlungen/Schlussfolgerungen: Die Auswertung der Daten zeigt, dass sich neben einer Vielzahl positiver Assoziationen, einzelne Bereiche hervorheben, die Verbesserungspotentiale in der Strukturierung des Curriculums bieten. Die festgestellte Heterogenität könnte sich durch die Struktur des Curriculums, die individuellen Vorerfahrungen und die angebotenen Tutorien erklären. Die Ergebnisse dieser Befragung bilden die Grundlage für notwendige Veränderungen in der Tutorienplanung innerhalb des SkillsLabs, zeigen aber auch den Bedarf an der Erfassung weitergehender Daten. Zur weiteren Optimierung sollten daher die Bedürfnisse und Erwartungen der Studierenden stärker berücksichtigt werden, um das Lehrangebot passgenauer zu gestalten.
Literatur
- 1.
- Guse AH, Kuhlmey A. Modellstudiengänge in der Medizin: Lehrinnovationen am Beispiel der Studiengänge in Hamburg und Berlin [Model study programs in medicine : Innovations in medical education in Hamburg and Berlin]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2018;61(2):132-140. DOI: 10.1007/s00103-017-2678-7
- 2.
- Winkelmann A, Schendzielorz J, Maske D, Arends P, Bohne C, Hölzer H, Harre K, Nübel J, Otto B, Oess S. The Brandenburg reformed medical curriculum: study locally, work locally. GMS J Med Educ. 2019;36(5):Doc49. DOI: 10.3205/zma001257