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Diversität im SP-Pool. Ein Fettnäpfchen-Parcours
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Published: | June 4, 2025 |
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Diversitätssensible Programme für Simulationspersonen (SP) bieten die Chance, Lernräume nicht nur sicher, sondern auch „mutig“ zu gestalten. In solchen Räumen können Diversität und Inklusion aktiv gelebt, reflektiert und thematisiert werden.
Die Arbeit als SP-Expert*in ist jedoch keineswegs immer einfach und erfordert oft die Navigation durch schwieriges Terrain. Einerseits tragen wir die Verantwortung, eine sichere und gesunde Arbeitsumgebung für SP zu gewährleisten – physisch, emotional und psychisch. Dabei gilt das Axiom, dass SP möglichst wenig von ihrer eigenen Person und Krankengeschichte in die Rollendarstellung einbringen sollten [1]. Diese Praxis minimiert das Risiko eines Vermischens von persönlicher und Rollenidentität, erleichtert den Rollenausstieg und unterstützt die Rollenhygiene.
Andererseits ist es unvermeidlich, dass bestimmte Aspekte der eigenen Person in die Rollen integriert werden – offensichtlich dort, wo diese im äusseren Erscheinungsbild gelesen werden können, wie z. B. das Alter. Soll etwa die Interaktion mit pädiatrischen Patient*innen thematisiert werden, ist die Einbindung von SP im Kindes- oder Jugendalter notwendig. Für Rollen älterer Patient*innen müssen entsprechend ältere SP eingesetzt werden. Schon diese vermeintlich banale Diversitätsdimension bringt spezifische Herausforderungen mit sich, die von der Rekrutierung über die Rollenentwicklung, Gestaltung der Skripte bis hin zu Training und Einsätzen berücksichtigt werden müssen [2], [3].
Noch komplexer wird es, wenn andere Diversitätskriterien wie z.B. das Geschlecht jenseits des binären Geschlechtersystems ins Spiel kommen. Hier zeigen sich Herausforderungen insbesondere bei der Rekrutierung, Rollenentwicklung und Begleitung der SP. Je zentraler beispielsweise die Geschlechtsidentität für die Rolle ist, desto wichtiger ist es, dass betroffene Personen (oder ihre Vertretungen) in die Entwicklung der Rollen eingebunden werden – idealerweise auch als darstellende SP. So wird nicht nur die Authentizität der Rollendarstellung gestärkt, sondern auch die Reproduktion von Stereotypen vermieden. Es gibt das Argument, dass die Besetzung von trans- oder nicht-binären Rollen mit cisgender SP diese Authentizität untergraben und Bemühungen um eine inklusive Ausbildung gefährden kann [4].
Dieses Präsymposium widmet sich einigen dieser Herausforderungen:
- Wie können wir als SP-Expert*innen die besonderen Bedürfnisse von SP verschiedener Altersgruppen berücksichtigen?
- Welche Wege gibt es, um in sensiblen Bereichen, wie der Arbeit mit queeren SP, verantwortungsvoll zu handeln?
Es wird ein anspruchsvolles und mutiges Präsymposium – und wir freuen uns darauf, werden gemeinsam Fehler machen, damit künftig hoffentlich weniger Fehler geschehen.
Literatur
- 1.
- Picketts L, Warren MD, Bohnert C. Diversity and inclusion in simulation: addressing ethical and psychological safety concerns when working with simulated participants. BMJ Simul Technol Enhanc Learn. 2021;7(6):590-599. DOI: 10.1136/bmjstel-2020-000853
- 2.
- Smith CM, Sokoloff LG, Alsaba N. Collaborative framework for working with older simulated participants (SP). BMJ Simul Technol Enhanc Learn. 2020;7 (2):112-115. DOI: 10.1136/bmjstel-2020-000613
- 3.
- Gamble A, Bearman M, Nestel D. A systematic review: Children & Adolescents as simulated patients in health professional education. Adv Simul (Lond). 2016;1:1. DOI: 10.1186/s41077-015-0003-9
- 4.
- Petrey LN, Noonan EJ, Weingartner LA. Gender diverse representation in patient simulation: a scoping review. Acad Med. 2022;97(11S):S107-S116. DOI: 10.1097/ACM.0000000000004926