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12. Internationales SkillsLab Symposium 2017

31.03. - 01.04.2017, Erlangen

Etablierung von zwei rechtsmedizinischen OSCE-Stationen zur Thematik der Leichenschau

Poster

12. Internationales SkillsLab Symposium 2017. Erlangen, 31.03.-01.04.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP5-04

doi: 10.3205/17isls60, urn:nbn:de:0183-17isls605

Published: March 9, 2017

© 2017 Biolik et al.
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Hintergrund: Die ärztliche Leichenschau weist in Deutschland immer wieder eklatante Mängel auf, bis hin zu übersehenen Tötungsdelikten [1], [2], [3], [4], [5]. Von der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin wurde deshalb ein Curriculum zur Verbesserung der Qualität der Leichenschau vorgeschlagen, welches u. a. eine verstärkte Ausbildung der Medizinstudenten zu dieser Thematik beinhaltet [6]. Für die Umsetzung dieser Empfehlung sind neben den traditionellen Lern- und Lehrmethoden weitere praxisorientierte Maßnahmen erforderlich. In den letzten Jahren wurden diesbezüglich an mehreren rechtsmedizinischen Instituten E-Learning-Module zur Problematik der Leichenschau etabliert und in Halle/S. 2015 eine obligatorische Skills-Lab-Station eingeführt. Die Überprüfung des Lernerfolges rechtsmedizinischer Aspekte erfolgte erstmalig im Frühjahr 2016 in Form von 2 OSCE- Stationen (Objective Structured Clinical Examination) zur Thematik der praktischen Leichenschau.

Methoden: In der 1. Station „Praktische Leichenschau“ wurden an einer Simulationspuppe die Fertig- und Fähigkeiten geprüft, die die Studierenden beim Praktikum im Kleingruppenunterricht im Krematorium erworben haben (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Bei der 2. Station „Todesbescheinigung“ musste ein Originaltotenschein, einschließlich Identifizierung und Todeszeitschätzung ausgefüllt werden (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]). Damit erfolgte eine Prüfung der erworbenen Kenntnisse, die in der SkillsLab-Station und beim fakultativen E-Learning trainiert wurden. Für beide Stationen wurden detaillierte Arbeitsaufträge erstellt (siehe Abbildung 3 [Abb. 3]).

Ergebnisse: Jeweils 148 Studierende des 9. Semesters nahmen an beiden OSCE Stationen teil. Die 1. OSCE Station „Praktische Leichenschau“ absolvierten 69,5% der Studierenden mit guten bzw. sehr guten Prüfungsergebnissen (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]). Lediglich 4,7% der Prüflinge erzielten mangelhafte Ergebnisse.

Bei der 2. OSCE Station „Todesbescheinigung“ erlangten 98% der Studierenden die zum Bestehen benötigte Punktzahl (siehe Tabelle 2 [Tab. 2]). Nur 2% der Studierenden erreichten hierbei unzureichende Ergebnisse.

Diskussion: Die Auswertung der Prüfungsergebnisse zeigte, dass sowohl der Kleingruppenunterricht im Krematorium, als auch die Etablierung einer SkillsLab-Station bzw. ELearning Module zur Thematik der praktischen Leichenschau durchaus zur Verbesserung der rechtsmedizinischen Kompetenzen beiträgt. Die Überprüfung jener Fertigkeiten durch praktische Prüfungsformate wie OSCE stellt außerdem aus unserer Sicht eine durchaus sinnvolle Möglichkeit dar.


Literatur

1.
Brinkmann B, Püschel K. Definition natürlicher, unnatürlicher, unklarer Tod. Todesursachenklärung. Derzeitige Praxis. Med R. 1991;5:233-238.
2.
Brinkmann B, Banaschak S, Bratzke H, Cremer U, Drese G, Erfurt C, Giebe W, Lang C, Lange E, Peschel O, Philipp KP, Püschel K, Riße M, TutschBauer E, Vock R, Du Chesne A. Fehlleistungen bei der Leichenschau in der Bundesrepublik Deutschland. Arch Kriminol. 1997;199(1-12):65-74.
3.
Madea B. Die ärztliche Leichenschau. Rechtsgrundlagen – Praktische Durchführung – Problemlösungen, 2. Aufl. Berlin: Springer; 2006. S.1-16.
4.
Madea B. Strukturelle Probleme bei der Leichenschau. Rechtsmed. 2009;19:399-406.
5.
Madea B, Rothschild M. Ärztliche Leichenschau. Dtsch Ärztebl. 2010;107(33):575-588.
6.
Rothschild MA. Probleme bei der ärztlichen Leichenschau. Sicht der niedergelassenen Ärzte, der Klinikärzte, der Notärzte und der Polizei. Rechtsmed. 2009;19:407-412.