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12. Internationales SkillsLab Symposium 2017

31.03. - 01.04.2017, Erlangen

ÜDT 2.0 – Wie curriculare Lehre und Skillslab gemeinsame Standards für Untersuchungskurse schaffen

ÜDT 2.0 – How to create common standards for examination courses through combining academic teaching and skillslab exercises

Vortrag

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  • author presenting/speaker Jonathan Nübel - Medizinische Hochschule Brandenburg, Neuruppin/Brandenburg, Deutschland
  • author presenting/speaker Sebastian Kersten - Medizinische Hochschule Brandenburg, Neuruppin/Brandenburg, Deutschland
  • corresponding author Susen Schulze - Medizinische Hochschule Brandenburg, Neuruppin/Brandenburg, Deutschland

12. Internationales SkillsLab Symposium 2017. Erlangen, 31.03.-01.04.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV5-02

doi: 10.3205/17isls14, urn:nbn:de:0183-17isls148

Published: March 9, 2017

© 2017 Nübel et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


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Text

Hintergrund: Die junge Medizinische Hochschule Brandenburg steht für innovative Lehrkonzepte. Das modernisierte Medizinstudium mit seinem fächerübergreifenden Curriculum stellt andere Anforderungen an die Lehre, die Lehrenden und Lernenden als in einem regulärem Studiengang der Humanmedizin. Bereits ab dem ersten Semester werden die Studierenden in Kleingruppen von maximal acht Personen von praktisch tätigen Ärzten in der klinischen Untersuchung des modulspezifischen Organs/Organsystems unterrichtet.

Die persönlichen Präferenzen verschiedener Dozent*innen und ihr individueller, klinisch geprägter Untersuchungsstil führte trotz guter Evaluationsergebnisse der einzelnen Veranstaltung zu einer inhaltlichen Heterogenität der Kurse. Dies war besonders in den studentischen Tutorien des Skills Labs spürbar und verunsicherte die Studierenden in der Vorbereitung auf die standardisierte OSCE Prüfung am Ende des Semesters.

Das Ziel des Pilotprojektes ist es, die praktischen Untersuchungskurse (Übung/Diagnostik/Therapie kurz: ÜDTs) innerhalb eines Semesters durch einen studentischen Tutor des Skillslabs zu unterstützen und so zu standardisieren. Dieser Qualitätsstandard soll den Studierenden Sicherheit im Bezug auf die OSCE Prüfung geben. Des Weiteren sollen hierdurch Skillslab und curriculare Lehre weiter vernetzt werden.

Methoden: Im Vorfeld jeder Veranstaltung werden in der Modulplanungssitzung organisatorische und inhaltliche Absprachen getroffen und Verantwortliche benannt. Die Verantwortlichen der Curriculumsplanung erstellen anschließend für den Übungskurs anhand von klinischen Leitfäden, Lehrbüchern sowie dem Konsens der modulbeteiligten Ärzt*innen ein Manual für das entsprechende ÜDT.

Im Semester finden wöchentlich sechs curriculare Übungen zu einem Thema statt. Jeweils zwei Übungsgruppen werden für eine tutorenbegleitete praktische Übung zusammengelegt. Die Übungsleitung übernehmen eine Ärzt*in und eine LUK-Tutor*in.

In Anlehnung an Peyton-4-Step-Approach [1] führt die Tutor*in an einem Probanden die Untersuchung in Originalgeschwindigkeit vor. Anschließend erläutert die Ärzt*in die medizinischen Hintergründe der Untersuchung und kommentiert die einzelnen Untersuchungsschritte. In getrennten Gruppen je acht Studierende supervidieren Tutor*in und Ärzt*in anschließend die Studierenden beim gegenseitigen Üben.

Zwei Wochen nach dieser Übung finden Tutorien als freiwillige Zusatzkurse statt. Diese Tutorien sind im Peer-to-Peer-Teaching Format konzipiert. Die Tutor*in aus der Übung vertieft mit den Studierenden in Kleingruppen die entsprechenden ärztlichen Fertigkeiten. Zur wissenschaftlichen Evaluation sind standardisierte Interviews mit den beteiligten Dozent*innen, Studierenden und Tutor*innen geplant.

Ergebnisse: Insgesamt ist das direkte Feedback der Studierenden positiv, eine größere Vergleichbarkeit unter den einzelnen Übungsgruppen ist für sie subjektiv spürbar. Auch von den Dozent*innen kommen positive Rückmeldungen. Befürchtungen zu Autoritätskonflikten bei einer geteilten Leitung der Übung zwischen Tutor*in und Ärzt*in bestätigten sich größtenteils nicht.?

Ein positiver Nebeneffekt ist außerdem, dass Tutor*innen, die ÜDTs begleitet haben, bereits in den Übungen sehen, an welchen Stellen die Studierenden Schwierigkeiten mit der Untersuchung haben um so gezielt in den Tutorien Schwerpunkte zu setzen. Schlussendlich erhöht sich somit auch die Qualität der Tutorien.

In der ersten Auswertung der Ergebnisse wurde klar, dass das Tandem-Konzept nicht für alle Übungen geeignet scheint. Die Gruppe profitierte bei manuellen ärztlichen Fertigkeiten mehr als bei der Erhebung einer Anamnese von einem zusätzlichen studentischen Tutor. Der Mehrwert steigt außerdem mit der Komplexität und dem Umfang der Veranstaltung.

Die abschließende Auswertung erfolgt zum Semesterende im Februar 2016.

Diskussion: Zentraler Diskussionspunkt in der Planung und Durchführung war die Befürchtung vor Autoritätskonflikten in der Leitung der Gruppe. Diese traten durch den vorher festgelegten organisatorischen Ablauf sowie inhaltlichen Leitfäden zum Umfang der Untersuchung größtenteils nicht auf. Auch die fachliche Verantwortung einer studentischen Tutor*in innerhalb eines curricularen Kurses war integraler Bestandteil der Diskussion.

Zudem stellt sich durch die dezentrale Organisation des Studiums im klinischen Studienabschnitt an der MHB und die dadurch resultierende örtliche Fluktuation der Tutoren die Frage nach der generellen Möglichkeit einer konsequenten Umsetzung des Models. Außerdem ist zu überlegen, ob eine flächendeckende Umsetzung in allen ÜDTs nötig und sinnvoll ist.


Literatur

1.
Krautter M, Weyrich P, Schultz JH, Buss SJ, Maatouk I, Junger J, Nikendei C. Effects of Peyton’s four-step approach on objective performance measures in technical skills training: a controlled trial. Teach Learn Med. 2011;23(3):244–250. DOI: 10.1080/10401334.2011.586917 External link