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12. Internationales SkillsLab Symposium 2017

31.03. - 01.04.2017, Erlangen

Evaluation eines Massenanfalls von Verletzten aus der Sicht von Simulations-Patienten (SP) mittels eines strukturierten Fragebogens

Vortrag

  • corresponding author presenting/speaker Stefanie Merse - Universität Duisburg-Essen, Medizinische Fakultät, Essen, Deutschland
  • author Margarita Gestmann - Universität Duisburg-Essen, Medizinische Fakultät, Essen, Deutschland
  • author Louisa-Marie Pokriefke - Universität Duisburg-Essen, Medizinische Fakultät, Essen, Deutschland
  • author Marc Schütte - Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Fakultät Life Sciences Rettungsingenieurwesen, Hamburg, Deutschland

12. Internationales SkillsLab Symposium 2017. Erlangen, 31.03.-01.04.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV01-03

doi: 10.3205/17isls03, urn:nbn:de:0183-17isls035

Published: March 9, 2017
Published with erratum: April 4, 2017

© 2017 Merse et al.
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Text

Hintergrund: Es werden regelmäßig MANV-Real-Übungen in Deutschland durchgeführt. Bisher wurden dabei die Prozessabläufe der Rettungsdienste betrachtet und ausgewertet. Im Rahmen der Großübung MANV 500 am Berliner Flughafen in April 2016 wurden erstmalig die eingesetzten Simulations-Patienten (SP) nach ihrer Einschätzung und ihrem Erleben befragt [1].

Bisher wurden die SP nicht strukturiert nach ihrer Einschätzung und dem Erleben als Teilnehmer einer Realübung befragt.

Es wurde ein Fragebogen (FB) speziell zur Befragung der SP entwickelt und erstmalig eingesetzt.

Die Forschungsfrage war, ob ein FB zur subjektiven Einschätzung der SP zu einem Erkenntnisgewinn für einen MANV beitragen kann?

Methoden: Retrospektiv unmittelbar nach Abschluss des MANV 500-Übung wurden die Verletztendarsteller simultan befragt.

1.
Zur Evaluation wurde eine Fragebogenerhebung an einem zentralen Ort durchgeführt. Es wurden 31 Items mittels der 5-stufigen Likert-Scalen zu den folgenden Themenkomplexen erfasst:
2.
Erstversorgung am Unfallort
3.
Transport zum Erstversorgungs-/ Behandlungsplatz
4.
Betreuung als Unverletzter,
5.
Zusammenarbeit der Rettungskräfte
6.
Eindrücke als Verletztendarsteller

Der Likert-Fragebogen enthielt insgesamt fünf Kontrollitems.

Eine univariate, deskriptive Analyse der Daten wurde vorgenommen, um die Häufigkeitsverteilung, die zentrale Tendenz (Median, Mittelwert) und die Streuungsparameter zu ermitteln.

Ergebnisse: Die Rücklaufquote der Fragebögen lag bei 99,6%, von denen n=259 ausgewertet werden konnten.

Die SP (n=260) waren 70% männliche und 30% weibliche Polizeischüler und Polizeibeamte mit einem Altersgipfel in der Gruppe zwischen 18 und 29 Jahren.

Die subjektive Zufriedenheit aus der Sicht der SP auf folgende Faktoren zurückgeführt:

1.
Dauer der Wartezeit bis zur Erstversorgung. Über 55% der SP haben gefroren. Nur 6% der SP wurde eine Decke zum Wärmeerhalt angeboten.
2.
Der Informationsfluss über die nächsten anstehenden Schritte und Maßnahmen erfolgte bei knapp 3% der SP gut bis ausreichend.
3.
Die unverletzten SP wurden zu rund 65% nach ihrem Befinden befragt und in 28% über das weiter Prozedere informiert. Die Notfallseelsorger wurden von rund 60% als solche erkannt und in Anspruch genommen.
4.
Das Zusammenspiel der Rettungskräfte wurde von den SP sehr realistisch eingeschätzt und deckte sich mit den Ergebnissen der fachlichen Beobachter.
5.
Die Einschätzung der Gesamtversorgung der SP wurde von 31% als gut bis ausreichend wahrgenommen. Der Erkenntnisgewinn für den Einzelnen aus dem MANV lag bei 35%, was im Ernstfall rund 42% der SP veranlassen würde sich ruhig zu verhalten. 64% der SP hätten keine Sorge um ihre medizinische Versorgung im Ernstfall.

Diskussion: Die Sicht der SP auf dem MANV deckt sich zum großen Teil mit dem der fachlichen Beobachter gedeckt. Gerade die verschiedenen Bereiche der Schnittstellen-Kommunikation in der medizinischen Versorgung konnte dadurch genauer analysiert werden.

Ein strukturierter Fragebogen in der vorliegenden Form kann bei den einzelnen Themenkomplexen zu einem Erkenntnisgewinn von MANV-Simulationen beitragen.

Fazit: Die Rückmeldungen der SP bildeten eine wertvolle Ergänzung zu den strategischen Beobachtungen der fachlichen Beobachter des MANV 500.

Einige Prozessabläufe und mögliche Hindernisse können durch die Erkenntnisse dieser Perspektive zusätzliche optimiert werden. Die sind die Bereiche der Kommunikation und der medizinischen (SP-) Versorgung.

Das Messinstrument sollte in weiteren MANV-Simulationen erprobt und validiert werden.


Literatur

1.
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Evaluationsbericht zur MANV-500-Übung auf dem Flughafen Berlin Brandenburg am 16. April 2016. Berlin: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe; 2016.

Erratum

An dieser Stelle wurde zunächst irrtümlich ein anderes Abstract veröffentlicht (korrekte Veröffentlichung siehe DOI: 10.3205/17isls62).