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7. Wissenschaftlicher Kongress "Familienmedizin in der hausärztlichen Versorgung der Zukunft"

Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Universität Witten/Herdecke

11. November 2023, Witten

Impulse für ein sektorenübergreifendes, interprofessionelles Entlassungskonzept – Ergebnisse aus Workshops mit niedergelassenen Ärzt*innen (eliPfad-Projekt)

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sophie Peter - Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Universität Witten/Herdecke
  • Alexandra Piotrowski - Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Universität Witten/Herdecke
  • Nadine Scholten - Humanwissenschaftliche Fakultät & Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Universität zu Köln
  • Jan Hoffmann - Humanwissenschaftliche Fakultät & Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Universität zu Köln
  • Kai Keller - Humanwissenschaftliche Fakultät & Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Universität zu Köln
  • Achim Mortsiefer - Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Universität Witten/Herdecke

Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Universität Witten/Herdecke. 7. Wissenschaftlicher Kongress „Familienmedizin in der hausärztlichen Versorgung der Zukunft“. Witten, 11.-11.11.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23iamag14

doi: 10.3205/23iamag14, urn:nbn:de:0183-23iamag149

Published: November 8, 2023

© 2023 Peter et al.
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Text

Hintergrund: Die Versorgungsqualität bei Krankenhausentlassung ist ein wichtiger Faktor zur Vermeidung von Rehospitalisierungen. Um die Erfahrungen mit Entlassungsprozessen zu erfassen, wird eine deutschlandweite Befragung von niedergelassenen Ärzt*innen zur Identifikation von Verbesserungspotentialen durchgeführt. Um das Befragungsinstrument zu entwickeln, finden Workshops mit Stakeholdern statt. Die Datenerhebung wird begleitend zu dem Innovationsfonds-Projekt eliPfad, zur Implementierung eines sektorenübergreifenden, interprofessionellen Entlassungskonzeptes, durchgeführt.

Zielsetzung/Fragestellung: Welche Impulse geben niedergelassene Ärzt*innen zur Entwicklung eines Fragebogens über ein zukünftiges, sektorenübergreifendes, interprofessionelles Entlassungskonzept? Das Ziel ist die Identifikation von Verbesserungspotentialen und Barrieren für die Implementierung des eliPfad-Entlassungskonzeptes.

Methoden: Drei Workshops, inklusive Gruppendiskussionen, fanden mit niedergelassenen Ärzt*innen statt. Thematisiert wurden Impulse für die Implementierung eines sektorenübergreifenden, interprofessionellen Entlassungskonzeptes sowie regionale Besonderheiten für einen gelungenen Entlassungsprozess. Die Ergebnisse wurden inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse: Die eliPfad-Intervention wurde von den Hausärzt*innen insgesamt positiv beurteilt. Es wird ein erhebliches Verbesserungspotenzial beim Entlassungsmanagement hinsichtlich Informationsfluss und Vorbereitung der Patient*innen auf die ambulante Weiterbehandlung gesehen. Fallmanager*innen sollten bei der Einleitung unterstützender Maßnahmen flexibel auf die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der Patient*innen und Angehörigen eingehen und nicht ein „Standardprogramm“ durchziehen. Die Funktionalität von technischen Hilfsmitteln (elektronische Patientenakte, Smart Devices) wird skeptisch beurteilt, da keine funktionierende Schnittstelle zu Praxisverwaltungssystemen existiert. Außerdem sei bei eliPfad nicht eindeutig klar, welche Instanz die Versorgung nach Entlassung aus dem Krankenhaus und die Patient*innensicherheit letztlich verantwortet. Eine sektorenübergreifende ärztliche Zusammenarbeit mit Fallkonferenzen und Konsilen an der Schnittstelle stationär-ambulant wird begrüßt.

Diskussion: Das sektorenübergreifend abgestimmte Entlassungskonzept nach dem Modell von eliPfad ist aus Sicht von Hausärzt*innen eine vielversprechende Initiative zur Verbesserung der Versorgung. Der Wunsch der Hausärzt*innen, bei der Indikationsstellung für die eliPfad-Versorgung einbezogen zu werden, sollte bedacht und berücksichtigt werden. Das Gelingen der Fallkonferenzen vor der Entlassung erscheint ebenfalls von hoher Bedeutung für die Akzeptanz der Arbeit der eliPfad-Fallmanager*innen. Insgesamt ist eine individuell abgestimmte Versorgung notwendig, um zu verhindern, dass es zu unkoordinierten und damit die Patientensicherheit gefährdenden Aktivitäten von Angehörigen, ambulanten Pflegediensten und eliPfad-Fallmanager*innen kommt. Ein gewisser Grad der Flexibilität bei der Anwendung der eliPfad-Interventionselemente könnte die Erfolgswahrscheinlichkeit des Projekts erhöhen.

Take Home Message: Die sektorenübergreifende Zusammenarbeit muss stärker gelebt werden, wenn die Versorgung von Patient*innen an den Schnittstellen verbessert werden soll.