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Förderung und Validierung von Technologieprojekten im Rahmen der Gesundheitsversorgung durch die EU
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Published: | April 29, 2004 |
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Der Vortrag gliedert sich in zwei Teile. Der erste Teil gibt einen Überblick über frühere Programme der Generaldirektion „Technologie der Informationsgesellschaft" der Europäischen Kommission. Es wird dargestellt, wie sich Orientierung und Budgets der Forschungsrahmenprogramme (FP) vom 2. FP 1989 bis zum 5. FP 1999 verändert haben. Die Budgets haben sich in diesem Zeitraum allein für gesundheitsbezogene Anwendungen von 20 Millionen € auf 200 Millionen € verzehnfacht und umfassten insgesamt 460 Millionen € in insgesamt 376 Projekten. Die Programme sind Teil der Industriepolitik der Kommission und bezogen sich von 1989 bis 2002 auf Informationstechnologien.
Falls die Resultate dieser Projekte überhaupt evaluiert wurden, erfolgte dies mit der so genannten Access-Quality-Economy- oder AQE-Methodologie. Diese Methode krankt stets am Mangel ökonomischer Daten, so dass die Parameter Zugang und Qualität überbewertet werden, während wirtschaftliche Aussagen in der Regel auf bloßen Vermutungen beruhen. Es fragt sich, inwieweit Health Technology Assessment-Methoden hier zu besseren Ergebnissen führen und mit dem AQE-Ansatz konkurrieren könnten.
Das 6. FP von 2002 wandte sich aufgrund der Erfahrungen mit diesen Programmen verstärkt der Entwicklung und Implementierung von Projektergebnissen in die Gesundheitssysteme der Mitgliedstaaten zu. Außerdem sollten anspruchsvollere Forschungsprojekte zur Entwicklung von Wissenstechnologien beitragen. In neuen Projektformen (Integrated Projects, Networks of Excellence) sollen größere Konsortien mit höheren Budgets und längerer Laufzeit auf noch anspruchsvollerem wissenschaftlichem Niveau als bisher arbeiten und möglichst von starken Industriepartnern gemanagt werden, um die Realisierung anwendungs- und damit marktfähiger Ergebnisse zu garantieren.
Im Gesundheitsbereich wurde sich besonders auf gemeinsame Schnittmengen von Bio-, Medizin- und Neuroinformatik konzentriert, von deren Erforschung man sich synergistische Effekte in den beteiligten Disziplinen erhofft. Die Aufmerksamkeit diverser Spezialisten aus den beteiligten Disziplinen sowie die Vorlage von 22 Projektvorschlägen, von denen allerdings nur drei zu Vertragsverhandlungen eingeladen wurden, versprach ein reges Interesse auch für diese spezifische Forschungsorientierung.
Auf einer Konferenz der Gesundheitsminister der EU und der Europäischen Freihandelsvereinigung (EFTA) im Mai 2003 in Brüssel verabschiedeten die Gesundheitsminister eine gemeinsame Erklärung, in der sie sich für eine verstärkte Implementierung gesundheitsbezogener Informatikanwendungen zur Errichtung einer European eHealth Area (EeHA) aussprachen. Außerdem sind zusätzliche Anstrengungen anderer Generaldirektionen sowie seitens verschiedener EU-Kandidatenstaaten, der Weltgesundheitsorganisation und anderer trans- oder internationaler Institutionen zu verzeichnen, die sich ebenfalls an einer verstärkten Nutzung telematischer Methoden und Instrumente orientieren.
Im Ergebnis werden diese Bemühungen zur Entwicklung einer eHealth-Industrie führen, die allerdings regionaler, nationaler und internationaler Initiativen bedarf, um eine positive Bewertung und die Implementierung ihrer Produkte sicherzustellen.
Der zweite Teil des Vortrags befasst sich mit der Notwendigkeit effizienter Methodologien zur Bewertung telematischer Anwendungen im Gesundheitswesen. Stichproben in internationalen Fachzeitschriften haben ein Defizit an einschlägigen Publikationen aufgezeigt und der keineswegs befriedigenden AQE-Methodologie zum Durchbruch verholfen. Ein kursorischer Überblick über diese Methode zeigt, dass es sich um eine Surrogatmethodologie handelt, die offenkundig überschätzt wird, da sie zur realistischen Beurteilung telematischer Methoden und Instrumente im Gesundheitswesen nur begrenzt beiträgt.