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106. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte

20.09. - 21.09.2024, Regensburg

Lebenszeitkostenanalyse des aktiven Mittelohrimplantats VIBRANT SOUNDBRIDGE (VSB) – eine Entscheidungsanalyse mittels Monte-Carlo-Simulation

Lifecycle Costing of the VIBRANT SOUNDBRIDGE (VSB) Middle Ear Implant (MEI)

Meeting Abstract

Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. 106. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. Regensburg, 20.-21.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24hnosw13

doi: 10.3205/24hnosw13, urn:nbn:de:0183-24hnosw134

Published: September 16, 2024

© 2024 Krohn et al.
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Hintergrund: Während bei der Wahl von alternativen Behandlungsoptionen aus Sicht der gesetzlichen Krankenversicherung die kurzfristigen Kosten relativ klar zu ermitteln sind, bleibt oftmals fraglich, welche Gesamtkosten über die Lebenszeit eines Patienten entstehen. Im Krankheitsbild eines Patienten mit Schalleitungs- und kombinierter Schwerhörigkeit sind gehörverbessernde Operationen oder die Implantation von aktiven Mittelohrimplantaten (MOI) als mögliche Alternativen anzusehen.

Material und Methoden: Die Analyse untersucht die Lebenszeitkosten von drei Patientengruppen. Gruppe 1 beinhaltet Patienten, denen direkt ein aktives MOI implantiert wird. Gruppe 2 umfasst Patienten, die eine oder mehrere gehörverbessernden Operationen/en erhalten und anschließend mit einem MOI wie in Gruppe 1 versorgt werden. Gruppe 3 umfasst Patienten, die ausschließlich mit gehörverbessernden Operationen versorgt wurden. Die Analyse erfolgt aus Sicht der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Kostendaten der Behandlungsschritte werden aus Abrechnungsdaten bzw. Fallpauschalen entnommen, die weiteren für das Modell benötigten Input-Parameter stammen aus Realdaten eines Krankenhauses der Maximalversorgung. Aus den Daten werden Verteilungen für das Erstimplantationsalter sowie für die Abstände zwischen Operationen (Folgeeingriffe, Reimplantation, Revisionen) ermittelt. Weiterhin werden Ausfallwahrscheinlichkeiten integriert und weitere Prozessschritte wie ambulante Nachkontrollen oder Audioprozessorwechsel integriert. Sämtliche Daten werden unter Berücksichtigung einer Diskontrate gemäß Hannoveraner Konsens in eine Monte-Carlo-Simulation integriert und je Gruppe 10.000 Simulationsläufe durchgeführt.

Ergebnisse: Es resultieren mittlere Lebenszeitkosten in Gruppe 1 von 28.325€ (±6.121€), in Gruppe 2 von 32.187€ (±6.902€) und in Gruppe 3 von 28.381€ (±10.327€). Die Werte beziehen sich auf eine mittlere Behandlungsdauer von 26,7 (±13,9) Jahren. Es wird ersichtlich, dass im Gesamtmodell zwischen den Patientengruppen 1 und 3 zwar kein signifikanter Kostenunterschied resultiert, die Standardabweichungen jedoch signifikant voneinander abweichen.

Schlussfolgerung: Werden die Simulationsergebnisse in Abhängigkeit von der Behandlungsdauer ausgewertet, zeigt sich eine ökonomische Vorteilhaftigkeit von gehörverbessernden Operationen insbesondere bei kurzen Behandlungsdauern. Übersteigt die Behandlungsdauer den Zeitraum von 14 Jahren, dominiert die Option der direkten MOI-Implantation. Weiterhin zeigt das Modell auf, dass lange Versorgungdauern (>35 Jahre) ausschließlich mit gehörverbessernden Operationen kaum möglich sind. Folglich resultiert die Erkenntnis, dass selbst nach gehörverbessernden Operation ein frühzeitiger Umstieg aus ein aktives Mittelohrimplantat bei gegebener verbleibender Versorgungsdauer ökonomisch sinnvoll ist. Methodisch zeigt sich, dass die Monte-Carlo-Simulation als geeignetes Instrument zur Ermittlung von Lebenszeitkosten angesehen werden kann.