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106. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte

20.09. - 21.09.2024, Regensburg

Eignet sich der Fragebogen DHI zur subjektiven Einschätzung des Schluckvermögens vor Einsatz instrumenteller Diagnostik?

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Carina Würth - Universitätsklinikum, Regensburg, Deutschland
  • Michael Niederle - Universitätsklinikum, Regensburg, Deutschland
  • Matthias Hautmann - Klinikum, Traunstein, Deutschland
  • Christoph Süß - Universitätsklinikum, Regensburg, Deutschland
  • author Peter Kummer - Universitätsklinikum, Regensburg, Deutschland
  • author Sarah Vester - Universitätsklinikum, Regensburg, Deutschland

Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. 106. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. Regensburg, 20.-21.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24hnosw09

doi: 10.3205/24hnosw09, urn:nbn:de:0183-24hnosw098

Published: September 16, 2024

© 2024 Würth et al.
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Hintergrund: Dysphagie ist eine häufige Funktionsstörung im Rahmen einer Kopf-Hals-Tumor-Erkrankung (KHT) und deren Therapie. Sie ist mit schwerwiegenden Folgen, darunter Malnutrition und Pneumonien, assoziiert. Das primäre Diagnoseinstrument zur Feststellung einer Dysphagie ist eine instrumentelle Untersuchung, die nicht überall verfügbar ist.

Ziel dieser Studie war es, die Anwendbarkeit eines Fragebogens (Dysphagia Handicap Index DHI) zur Feststellung einer oropharyngealen Dysphagie bei Patienten mit KHT nach Strahlentherapie zu untersuchen.

Material und Methoden: 95 Patienten nach primärer oder adjuvanter Strahlentherapie bei KHT mit Beginn der Strahlentherapie vor >90 Tagen füllten den DHI aus und erhielten eine FEES mit unterschiedlichen Konsistenzen. Die Penetrations-Aspirations-Skala (PAS) wurde zur Einschätzung der Schlucksicherheit verwendet, die Residuen wurden anhand der Yale Pharyngeal Residue Severity Rating Scale (YRS) klassifiziert. Zum Vergleich zwischen DHI und FEES wurden Spearmans-Korrelationskoeffizienten und der Kruskal-Wallis-Test berechnet. Mittels ROC-Analyse und Sensitivitäts- und Spezifitätswerten wurde die Diskriminationsfähigkeit des DHI beurteilt. Außerdem wurde der Einfluss von Faktoren wie Alter und Geschlecht auf das DHI-Ergebnis evaluiert.

Ergebnisse: Zwischen dem DHI und den PAS- bzw. YRS-Scores konnten einzelne signifikante schwache bis moderate Korrelationen gefunden werden (p<0.05). Im Kruskal-Wallis-Test konnte nur ein signifikanter Unterschied zwischen Patienten, die eine Aspiration zeigten und Patienten mit einer Penetration in der FEES festgestellt werden (p=0.012). Die ROC-Analyse ergab keine ausreichende Trennschärfe des DHI, sodass keine geeigneten Cut-off-Werte für den DHI-Gesamtscore oder die Unterkategorien berechnet werden konnten. Die Analyse der Sensitivität und Spezifität erbrachte ebenfalls nur eine schwache Prädiktionskraft des DHI (Sensitivität für die Erkennung einer Aspiration 0.684, Spezifität 0.539). Variablen wie Geschlecht oder Alter schienen keinen Einfluss auf den DHI-Score und damit die schluckbezogene Lebensqualität zu haben, lediglich die aktuelle Ernährungssituation und der Gewichtsverlust seit der Tumordiagnose waren signifikant mit einem schlechteren DHI-Score assoziiert (p<0.05).

Schlussfolgerung: Aufgrund seiner schwachen Vorhersagekraft sollte der DHI nicht als alleiniges Diagnoseinstrument zur Beurteilung der Dysphagie verwendet werden und eignet sich eher als zusätzliches Instrument zur Erfassung der Lebensqualität denn als Screening-Methode.


Literatur

1.
Silbergleit AK, Schultz L, Jacobson BH, Beardsley T, Johnson AF. The Dysphagia handicap index: development and validation. Dysphagia. 2012 Mar;27(1):46-52.