Article
Der stille Zerstörer – ein seltener Fall ausgedehnter Destruktion der Schädelbasis durch einen Fungus ball der Nasennebenhöhlen bei einem jungen Erwachsenen
Search Medline for
Authors
Published: | September 16, 2024 |
---|
Outline
Text
Hintergrund: Wir präsentieren den Fall eines 20-jährigen Flüchtlings aus Afghanistan, welcher über eine seit circa zwei Jahren progrediente nasale Obstruktion, starke Cephalgien sowie eine progrediente Hyposmie berichtete.
Material und Methoden: Endonasal-endoskopisch zeigte eine polypöse Masse, die die Nasenhaupthöhle subtotal verlegte. Die bildgebende Diagnostik mittels CT und MRT zeigte eine ausgeprägte destruierende Raumforderung der Nasenhaupt- und Nebenhöhlen mit beidseitigem Durchbruch der Lamina papyracea und extrakonaler Infiltration der Orbita sowie Destruktion der Vorderwand des Sinus frontalis beidseits. Des Weiteren zeigte sich eine Destruktion der Frontobasis mit Verdrängung des Hirnparenchyms nach kranial, jedoch ohne Zeichen einer Infiltration. Zudem zeigte sich eine knöcherne Arrosion beider Canales caroticus, eine Destruktion der knöchernen Wände des Sinus sphenoidalis beidseits und des Clivus mit Ausbreitung der Raumforderung bis zum Atlantooccipitalgelenk und breitflächigem Kontakt zur Pons, jedoch auch hier ohne Zeichen einer Infiltration. Nach lateral zeigte sich abschließend eine Destruktion des linken Processus pterygoideus mit Ausdehnung in die Fossa infratemporalis. Die Raumforderung zeigte ein sehr inhomogenes Kontrastmittel-Enhancement mit teilweise stark verkalkten Anteilen.
Ergebnisse: Im Rahmen der endonasal-endoskopischen Exploration bestätigte sich unser Verdacht eines Fungus balls, der auf diesem Wege vollständig entfernt werden konnte. Der transnasale endoskopische Zugang ermöglichte eine gründliche Untersuchung des Ausmaßes der knöchernen Destruktionen. Die Dura der vorderen und mittleren Schädelgrube zeigte sich granulierend verdickt, jedoch intakt ohne Zeichen einer Rhinoliquorrhoe.
Postoperativ zeigten sich insbesondere die starken Cephalgien komplett rückläufig. Die endoskopische wie bildmorphologische Kontrolle nach 12 Wochen zeigte eine vollständige Entfernung des Fungus balls. Der Patient befindet sich derzeit in der ambulanten Nachsorge und ist beschwerdefrei.
Schlussfolgerung: Die endoskopisch-endonasale Resektion ermöglichte eine definitive Diagnose und ermöglichte die vollständige Entfernung des Fungus balls. Aufgrund des deutlich leichteren Zugangs zu ärztlicher Versorgung kommen vergleichbare Fälle in Westeuropa glücklicherweise fast nicht vor. Unserem Patienten blieb eine vergleichbare medizinische Versorgung während seiner zweijährigen Flucht hingegen verwehrt.