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ASS-Intoleranz – Schwellenwertbestimmung einzelner Organsysteme als Grundlage für die Desaktivierung
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Published: | August 2, 2010 |
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Hintergrund: Die nasale Polyposis als Sonderform der chronischen Sinusitis wird nach anfänglichen topischen Steroidanwendungen häufig einer operativen Therapie zugeführt. Diese symptomatischen Verfahren erklären die hohen Rezidivraten bei den betroffenen Patienten, die in vielen Fällen unter einer Intoleranz gegen Salicylate leiden. Bislang wird die Desaktivierung als kausale Therapieform mit festen Dosierungsschemata durchgeführt.
Methoden: 35 Patienten (17 Frauen, 18 Männer, 25 bis 67 Jahre), bei denen durch nasale Provokation oder eindeutige Anamnese eine Salicylat-Intoleranz gesichert werden konnte, wurden nach Ausschluss eines teilweise oder unkontrollierten Asthma per Infusionsautomat intravenös mit Lysin-ASS provoziert. Bei Erreichen erster pulmonaler Beschwerden, spätestens jedoch bei 500 mg wurde die Provokation beendet.
Ergebnisse: Für die Nase fanden sich Schwellenwerte der ASS-Reaktion von 179 mg ± 79 mg (Median 175 mg). 25 Patienten (71%) zeigten pharyngeale Reaktionen bei 184 mg ± 83 mg, 17 Patienten (49%) kutane Reaktionen bei 200 mg ± 55 mg und 24 Patienten (69%) beginnende pulmonale Reaktionen bei 261 mg ± 101 mg Lysin-ASS. Ein Patient, der trotz Erreichen der Lungenschwelle bei 117 mg die Infusion weiter laufen ließ, wurde wegen asthmatischer Beschwerden für eine Nacht auf der Intensivstation überwacht. Aufgrund der ermittelten Schwellenwerte wurden 2 Patienten auf 100 mg, 9 auf 200 mg, 16 auf 300 mg, 7 auf 400 mg und einer auf 500 mg ASS täglich zur Desaktivierung eingestellt.
Schlussfolgerung: Die Untersuchungsergebnisse verdeutlichen die höchst unterschiedliche Reaktivität sowohl der einzelnen Patienten als auch der einzelnen Organsysteme. Bei konventioneller Aufdosierung bis 300 mg würden fast ein Viertel der Betroffenen unterschwellig therapiert werden. Über eine Verlaufsbeobachtung der nach den Schwellenwerten desaktivierten Patienten sollte geklärt werden, ob sich die therapeutische Lücke von 20–30% verringern lässt.