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Frühe neurologische Symptomatik bei Non-Hodgkin-Lymphomen im HNO-Bereich, drei Fallbeispiele
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Published: | September 19, 2008 |
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Hintergrund: Maligne Lymphome umfassen eine heterogene Gruppe bösartiger Krankheiten des lymphatischen Systems und bedingen ca. 5% der Krebserkrankungen in Deutschland. Sie manifestieren sich oftmals initial im Kopf-Hals-Bereich, weshalb das Wissen über diese Erkrankungen für den HNO-Facharzt von großer Bedeutung ist. Ein wesentliches Kriterium für die Therapie bei malignen Lymphomen ist das Krankheitsstadium, welches anhand der Ann Arbour Klassifikation in 4 Stadien unterteilt wird. Die klinische Eingruppierung anhand der WHO-Klassifikation unterscheidet Lymphome der B- und T-Zell-Reihe und teilt sie in indolente-, aggressive, sehr aggressive und Hodgkin-Lymphome ein. Hodgkin-Lymphome zeichnen sich durch den histologischen Nachweis von Hodgkin-Sternberg-Reed Zellen (mehrkernige Riesentumorzellen) aus. Unter dem Begriff Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) wird eine Vielzahl von Lymphom-Unterarten zusammengefasst, die sich in ihrer feingeweblichen Struktur und in ihrem Krankheitsverlauf unterscheiden.
Methoden: Wir präsentieren die klinischen Fälle von drei NHL-Patienten. Dabei handelt es sich um eine 25jährige Patientin und einen 71 Jahre alten Patienten mit einem zentralen, clivusnahen B-Zell- NHL und einen 67jährigen Patienten mit einem B-Zell-NHL im Bereich der Schädelbasis.
Die Patienten wurden jeweils durch Hirnnervenparesen auffällig und im Zeitraum 2006/2007 in unsere Klinik zur weiteren Diagnostik überwiesen.
In zwei Fällen wurden in der initialen bildgebenden CT-Diagnostik eher unspezifische und nicht richtungsweisende Befunde erhoben. Erst in einer weiteren MRT-Diagnostik wurden pathologische Raumforderungen - in einem Fall im Bereich der Schädelbasis, im anderen Fall im Clivusbereich- entdeckt. Die histologische Sicherung erfolgte in unserer Klinik in zwei Fällen mittels endonasal navigierter transmaxillärer bzw. transsphenoidaler Biopsie, in einem Fall über eine zervikale Lymphknotenexstirpation. Histologisch handelte es sich in allen drei Fällen um ein hochmalignes B-Zell-Lymphom.
Ergebnisse: Nach histologischer Sicherung der Diagnose wurden die Patienten zur weiteren Therapie in eine Hämatoonkologisch ausgerichtete Fachabteilung überwiesen. Zwei Patienten wurden in der Hämatoonkologie am Klinikum Dortmund behandelt, ein Patient entschied sich für die Therapie in einer ambulanten Hämatoonkologischen Fachabteilung.
Zwei Patienten befinden sich derzeit in einer kompletten, ein Patient in einer partiellen Remission.
Schlussfolgerung: Viele maligne Lymphome manifestieren sich erstmalig im Kopf-Hals Bereich. Dem HNO-FA wird daher oftmals als zuerst konsultierter Arzt der erste Patientenkontakt zuteil, und er ist somit wesentlich in der Diagnosefindung und Sicherung beteiligt. Ein frühes Hinzuziehen weiterer Fachdisziplinen wie z.B. Neurologen, Augenärzten und Internisten ist von großer Bedeutung.
Auch bei scheinbar unauffälliger initialer radiologischer Diagnostik ist eine weitere MRT-Bildgebung zielführend. Nach histologisch gesicherter Diagnose ist eine umgehende Überweisung in ein hämatoonkologisch spezialisiertes Zentrum zur weiteren Therapie notwendig.