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Bilaterale Cochleaimplantation erwachsener Patienten – eine retrospektive Analyse
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Published: | March 30, 2016 |
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Einleitung: Binaurales Hören ist eine Voraussetzung für das Richtungshören und ist von großer Bedeutung für das Sprachverständnis im Störgeräusch. Die bilaterale Cochleaimplantation erwachsener Patienten wird seit den 1990er Jahren durchgeführt, ist aber noch immer Gegenstand von Diskussionen mit den Kostenträgern.
Methode: In einer retrospektiven Analyse wurden alle Patienten eingeschlossen, die beidseitig implantiert sind und zumindest ein Jahr Hörerfahrung hatten. Es wurden die routinemäßig durchgeführten Testungen ausgewertet. Dies waren der Freiburger Einsilbertest (ES) in Ruhe, sowie der HSM Satztest in Ruhe und im Störgeräusch (SNR 10 dB).
Ergebnisse: Identifiziert wurden 165 Patienten, von denen 103 eine vollständige Testung durchlaufen hatten. Im Median lagen 2,4 Jahre zwischen beiden Cochleaimplantationen. Es wurden bei 70 dB mit dem ersten CI durchschnittlich 51,5%, mit beiden Seiten 60% korrekt verstanden. Im HSM Test in Ruhe betrugen die Werte 83% bzw. 91%. Der deutlichste Hörgewinn durch das binaurale Hören zeigte sich im HSM-Test mit Störgeräusch. Hier lagen die Werte bei 44% bzw. 63%. Knapp die Hälfte der Patienten hatte ein besseres Sprachverständnis mit dem zweiten Cochleaimplantat. Im Einsilbertest in Ruhe wurde ein Hörgewinn durch die zweite Seite von durchschnittlich ca. 10%-Punkten erzielt. Es bestand kein signifikanter Zusammenhang zwischen Implantationsintervall und dem Performance-Unterschied der Patienten.
Schlussfolgerung: Die bilaterale Cochlea-Implantation ermöglicht binaurales Hören, was zu einer Verbesserung des Sprachverständnisses in Ruhe und – noch deutlicher – im Störgeräusch führt. Die beidseitige CI-Versorgung sollte daher auch bei erwachsenen Patienten zum Standard werden.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.