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Akuter Hörverlust jung-adulter aber nicht alt-adulter Ratten resultiert im Verlust tonotoper Organisation entlang der Hörbahn
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Published: | March 30, 2016 |
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Einleitung: Wird unser zentrales auditorisches System während der frühen Entwicklung mit sensorischem Input versorgt, bildet sich in den meisten Hörbahnstationen eine tonotope Organisation aus. Doch wie robust ist diese Organisation nach Hörverlust im Erwachsenenalter? Dazu erforschten wir das Expressionsmuster des Aktivitäts- und Plastizitätsmarkers Fos nach Cochlea-Implantat (CI) Stimulation adult ertaubter Ratten unterschiedlichen Alters.
Methoden: Bilaterale Taubheit wurde 3 (n=12) oder 12 (n=6) Monate nach Geburt durch kombinierte Injektion von Schleifendiuretikum und Aminoglykosid induziert. Beide Gruppen zeigten schnelle und permanente Hörschwellenerhöhungen um 90 dB. Einen Monat nach Taubheitsbeginn wurde ein CI in die mediale Windung der linken Cochlea inseriert und 2 h aktiviert. Im Anschluss wurden Hirnstammschnitte für das Fos Protein gefärbt.
Ergebnisse: Die Stimulation resultierte in signifikanten Unterschieden im Fos-Expressionsmuster beider Gruppen: alte Ratten zeigten im Cochleariskern, in der lateralen superioren Olive und im inferioren Colliculus eine der Stimulationsposition entsprechende tonotope Fos Expression. Demgegenüber zeigten junge Ratten signifikant mehr Fos-positive Neurone im Mittel- bis Tieffrequenzbereich dieser Regionen nach Stimulation, was einen Tonotopieverlust anzeigt.
Schlussfolgerungen: Das auditorische System junger und alter Ratten reagiert unterschiedlich auf akuten Hörverlust. Kurze Taubheit hat weitreichende Konsequenzen für die interneuronale Kommunikation, welche der tonotopen Verarbeitung junger Ratten zugrunde liegt. Derartige Konsequenzen treten im gealterten System nicht auf. Wir schließen, dass im jung-adulten Säugergehirn neuronale Plastizität überwiegt, während im alt-adulten Gehirn neuronale Stabilität vorherrscht.
Unterstützt durch: Cochlear Deutschland GmbH und Co. KG;
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.