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Zentraler Schwindel bei posttraumatischer internukleärer Ophthalmoplegie
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Published: | March 30, 2016 |
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Die internukleäre Ophthalmoplegie (INO) ist eine pränukleäre Lähmungserscheinung der Augenbewegungen durch mittelliniennahe Schädigung des Fasc. longitudinalis medialis (FLM) und tritt meist beidseitig auf. Durch die Störung besteht eine partielle bis vollständige Unfähigkeit, beim Blick zur Gegenseite das Auge der Läsionsseite zu adduzieren, während das andere Auge pendelnde Bewegung vollführt. Dies entspricht einem „dissoziierten Blickrichtungsnystagmus“. Klinisch wurde bisher häufig der Kopf-Impuls-Test (KIT) für eine peripher-vestibuläre Störung als sensitiver gewertet als die Kalorik. Dieser Fallbericht belegt wie sinnvoll es ist, beide Untersuchungen kombiniert durchzuführen.
Fallbeispiel: Ein 66-jähriger Patient stellte sich bei uns mit andauerndem Schwankschwindel vor, welcher im Gang und bei Kopfdrehung zunahm. Übelkeit, Hypakusis und Tinnitus wurden verneint. Er gab eine Sehschwäche links mit Doppelbildern an. Die Untersuchung zeigte bei unauffälligem Ohrbefund eine linksbetonte Schiefhaltung des Kopfes. Es konnte eine seitengleiche Kalorik bei einem rein horizontalen Spontannystagmus nach rechts nachgewiesen werden. Nach Kopfschütteln und in der Lagerung verstärkte sich dieser. Im Video-KIT zeigte sich ein pathologischer Befund in allen Bogengängen beidseits. Die weitere Anamnese ergab 6 Monate zuvor einen Suizidversuch (transpalatinale Nagelschussverletzung mit Beteiligung des linken Kleinhirnes und Hirnstammes). Durch die neurologische Untersuchung war eine INO bereits gesichert. Das Fallbeispiel illustriert bei einem klar umschriebenen Schädigungsmuster ein Beispiel für den Nachweis einer zentralen Genese im KIT bei unauffälliger Kalorik. Entsprechend kann bei dieser Konstellation eine zentral neurologische Genese nicht kategorisch ausgeschlossen werden.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.