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Seltene unerwünschte Arzneimittelwirkung bei der systemischen Ciprofloxacingabe bei akuter Otitis externa in einer Radikalhöhle
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Published: | March 26, 2015 |
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Ein 78-jähriger Patient wurde uns vom ambulanten HNO-Arzt mit persistierender putrider Otorrhoe rechts und V. a. ein Cholesteatomrezidiv in einer 1981 angelegten Radikalhöhle vorgestellt. 2008 war eine Radikalhöhlenrevision mit Tympanoplastik Typ III rechts aufgrund eines Rezidiv-Cholesteatoms erfolgt.
Ohrmikroskopisch zeigte sich bds. eine Otitis externa, rechts mit putrider Otorrhoe. CT-morphologisch ergab sich kein Anhalt für ein Cholesteatomrezidiv. Im mikrobiologischen Abstrich des Sekrets wurden zwei Pseudomonas aeruginosa-Stämme mit unterschiedlichem Resistogramm nachgewiesen. Der eine Stamm wurde intermediär resistent gegen Ciprofloxacin gestestet. Wir begannen daher die resistogrammgerechte lokale Therapie mit Gentamycin, worunter lediglich eine diskrete Besserung zu verzeichnen war. Die Therapie wurde um die 7-tägige orale Gabe von Ciprofloxacin erweitert. 20 Tage nach Ersteinnahme des Ciprofloxacins erlitt der Patient beim wöchentlichen Kegeln eine Bicepssehnenruptur rechtsseitig. Auf gezieltes Nachfragen erwähnte er Schmerzen in beiden Schultergelenken seit 4 Wochen, bei sonst leerer Anamnese des muskuloskelettalen Systems.
Ciprofloxacin gehört zur Gruppe der Gyrasehemmer. Gelenkschmerzen können in <1% der Fälle auftreten. Sehnenrisse, v.a. der Achillessehne, werden als sehr selten (<0,1 ‰) beschrieben. Um solche Fälle zu vermeiden, sollte in der Anamneseerhebung auf mögliche Nebenerkrankungen geachtet werden und die Patienten bei der Einnahme auf evtl. unerwünschte Arzneimittelwirkungen sensibilisiert werden.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.