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Ist die Schluckbeeinträchtigungsskala von Prosiegel et al. einsetzbar zur Graduierung der Oralisierungsfähigkeit von Kopf-Hals-Tumor-Patienten?
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Published: | March 26, 2015 |
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Einleitung: Beeinträchtigungen des Schluckvorgangs sind häufig Folge einer Kopf-Hals-Tumor-Erkrankung. Eine valide Skala zur Graduierung der Oralisierungsfähigkeit liegt für diese Patientenpopulation nicht vor, ist jedoch von hoher klinischer und wissenschaftlicher Relevanz. Für neurologische Patienten existiert die 7-Punkte Schluckbeeinträchtigungsskala von Prosiegel et al. Ziel der vorliegenden Studie ist zu prüfen, ob diese Skala auch für Kopf-Hals-Tumor-Patienten anwendbar ist.
Methode: Von 1000 videoaufgezeichneten FEES™-Diagnostiken (Fiberoptisch endoskopische Evaluation des Schluckvorgangs, Langmore-Standard) wurden für die 7 Graduierungsstufen je 9 repräsentative Untersuchungen ausgewählt. Lediglich für Schweregrad 4 konnte kein einziges Beispiel detektiert werden, für Schweregrad 2 nur sechs. Die 51 Filme wurden von 4 unabhängigen Ratern zweimal im zeitlichen Abstand von 4 Wochen unterschiedlich randomisiert beurteilt, die Ergebnisse der Ratings mit einem Referenzstandard verglichen.
Ergebnisse: Sowohl die Intrarater- (Spearman-Korrelationen: ρs ≥. 704***) als auch die Interrater-Reliabilität (Kendalls-W: 1. Rating W=.853***, 2.Rating W=.773***) erwiesen sich als mäßig, ohne signifikante Unterschiede im Wilcoxon- bzw. Friedman-Test. Zwar zeigte sich eine exzellente Übereinstimmungsvalidität zwischen dem Median aller Ratings und dem Referenzstandard (Spearman-Korrelation: ρ=.927***), in der Einzelbetrachtung für die Schweregrade 1-3 jedoch nur eine maximale Übereinstimmung von 44%.
Schlussfolgerung: Damit ist die Schluckbeeinträchtigungsskala von Prosiegel et al. nur eingeschränkt verwendbar für Patienten mit Kopf-Hals-Tumor und bedarf zur Anwendung für diese Population einer Modifikation mit Itemreduktion und -neudefinition.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.