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Untersuchung des Composite International Diagnostic Interview zur Erfassung von psychischen Komorbiditäten bei Tinnituspatienten
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Published: | April 19, 2011 |
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Einleitung: Der Einfluss psychosomatischer Erkrankungen in der Genese von Tinnitus ist weitgehend bekannt und in den letzten Jahren stieg das Interesse nach standardisierten, diagnostischen Verfahren zur Erkennung psychischer Begleiterkrankungen an. Das Composite International Diagnostic Interview (CIDI) ist ein standardisiertes Verfahren zur diagnostischen Klassifikation psychischer Störungen gemäß den Kriterien und Diagnosen des ICD-10 und DSM-IV. In der vorliegenden Untersuchung werden psychische Begleiterkrankungen bei Tinnituspatienten dargestellt, um abschließend zu bewerten, inwieweit das CIDI bei Patienten mit Tinnitus sinnvoll einzusetzen ist.
Methode: Im Rahmen einer 7-tägigen Tinnitus-Retraining-Therapie im Tinnituszentrum der Charité Berlin erfolgte im Zeitraum von Februar 2008 bis Februar 2009 bei 100 Patienten die Durchführung des CIDI und zusätzlich das Evaluieren von 3 psychometrischen Fragebögen: Tinnitusfragebogen (TQ), Hospital Anxiety Depression Scale (HADS) sowie General Anxiety Disorder-7 (GAD-7).
Ergebnisse: In unserer Untersuchung wurden mit Hilfe des CIDI-Interviews am häufigsten affektive, Angst- oder somatoforme Störungen diagnostiziert. Patienten bei denen mit dem CIDI die Diagnose affektive oder Angststörung gestellt wurde, litten mehr unter ihrem Ohrgeräusch und gaben in den Fragebögen mehr Ängstlichkeit und Depressivität an als Patienten ohne psychische Begleiterkrankung. Patienten mit einem dekompensierten Tinnitus hatten signifikant häufiger eine psychische Störung, waren ängstlicher und depressiver im Vergleich zu Patienten mit kompensiertem Ohrgeräusch.
Schlussfolgerung: Die Validität des CIDI erweist sich als gut, daher ist die Anwendung dieses Verfahrens bei Tinnituspatienten unter erfahrener Aufsicht von Vorteil und empfehlenswert.