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Genderaspekte in der HNO
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Published: | April 19, 2011 |
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Einleitung: Mit zunehmender Lebenserwartung und steigenden Gesundheitskosten steht die Gendermedizin im Fokus der Forschung. Neben sozialen und psychologischen Unterschieden liegt der Schwerpunkt auf den biologischen Unterschieden der Geschlechter. Männer sterben früher als Frauen. Diese sind jedoch häufiger krank. Während Frauen häufiger wegen Depressionen therapiert werden, diagnostiziert man bei Männern öfter Suchterkrankungen (Alkoholismus). Weitere wichtige Aspekte sind Unterschiede in der Immunantwort und Pharmakokinetik sowie in Gesundheitsbewußtsein und Risikobereitschaft.
Methode: An der HNO-Klinik des HBK Zwickau wurden 2005–2009 alle stationären Patienten hinsichtlich Diagnosehäufigkeit und Therapie nach geschlechtsspezifischen Gesichtspunkten bewertet (n=8750).
Ergebnisse: Bei der Hälfte der Top 20 HNO-Diagnosen gab es klinisch geschlechtsspezifische Unterschiede. U.a. trat die Rachenmandelhyperplasie bei Jungen und Mädchen im Kindesalter in fast gleicher Häufigkeit auf (männl. 55%, n=812, weibl. 45%, n=650). 62% aller wegen chronischen Tonsillitis tonsillektomierter Patienten waren altersunabhängig weiblich (635 v. 1022 Pat.). Die Diagnose Paratonsillarabszess wurde doppelt so häufig bei männlichen Kranken gestellt (141 v. 222 Pat.). Keine geschlechtsspezifische Differenz trat beim akuten Hörsturz auf (männl. 44%, weibl. 56%). Bei traumatologischen Eingriffen (356 v. 458 Pat.) und Septumplastiken (317 v. 418 Pat.) dominierten Männer.
Mit 83% überwog das männliche Geschlecht bei Kopf-Hals-Malignomen (604 v. 725 Pat.), jedoch mit schlechterer Prognose als das weibliche.
Schlussfolgerung: Auch in der HNO werden Frauen anders krank als Männer. Dies sollte künftig in Präventions-/ Therapiekonzepten auch aus sozioökonomischer Sicht berücksichtigt werden.