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“Die Nase im Darm”: olfaktorische Rezeptoren im menschlichen Magen-Darm-Trakt
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Published: | April 17, 2009 |
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Einleitung: Chemorezeptoren in Mundhöhle und Nase analysieren die Nahrung vor der Aufnahme in den Magen-Darm-Trakt. Im Rahmen dieser Arbeit sollte untersucht werden, ob nasale olfaktorische Rezeptoren auch in enterochromaffinen (EC-)Zellen der menschlichen Darmschleimhaut exprimiert werden, und ob deren Liganden – Duftstoffe und Gewürze – eine Serotoninfreisetzung bewirken. Die Freisetzung von Serotonin aus EC-Zellen der Darmschleimhaut ist das Schlüsselereignis bei der Regulation der enterischen Motilität und Sekretion.
Methoden: Die Expression der olfaktorischen Rezeptoren wurde durch RT-PCR in mittels Laser-assistierter Mikrodissektion gewonnenen humanen EC-Zellen, in humanen Dünndarmbiopsaten sowie in einer von humanen EC-Zellen abstammenden Karzinoidzelllinie (BON) analysiert. Die Aktivierung von EC-Zellen durch Duftstoffe wurde durch digitales Fluoreszenz-Imaging. Die Serotoninfreisetzung wurde im Zellkulturüberstand durch Serotonin-ELISA sowie mittels Amperometrie unter Verwendung von direkt auf Einzelzellen platzierten Carbonfaser-Mikroelektroden gemessen.
Ergebnisse: Es wurden vier olfaktorische Rezeptoren (OR73, hOR17-7/11, OR1G1 und hOR17-210) in mikrodissektierten humanen EC-Zellen, Dünndarmbiopsaten und der Karzinoidzelllinie (BON) exprimiert gefunden. Die funktionellen Untersuchungen ergaben, dass die Liganden der identifizierten olfaktorischen Rezeptoren einen Calcium-Einstrom, eine Anhebung des intrazellulären Calcium-Spiegels und eine nachfolgende Serotoninfreisetzung aus den Zellen bewirken.
Schlussfolgerungen: Die in dieser Arbeit erstmals beschriebenen intestinalen olfaktorischen Rezeptoren können mögliche neue Ziele in der Pharmakotherapie von Erkrankungen und Motilitätsstörungen des Gastrointestinaltrakts darstellen.
Unterstützt durch: Teile dieser Arbeit entstanden im Rahmen der Promotionsarbeit von Thomas Braun an der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München; die Arbeit wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Graduiertenkollegs 333 (Biologie menschlicher Erkrankungen) gefördert.