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Lernen am Fall: Differentialdiagnose des chronischen Schnupfens bei einem Kind
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Published: | April 13, 2017 |
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Einleitung: Der kindliche Schnupfen ist sehr häufig und die Übergänge zwischen einer üblichen als regelhaft anzusehenden Symptomatik und krankhaften Prozessen sind fließend. Doch gerade die Häufigkeit der Erkrankung im ärztlichen Alltag, als auch die Schwierigkeit im Erkennen feiner Unterschiede im Symptomenkomplex sollte motivieren, auch differentialdiagnostische Überlegungen im Verlauf anzustellen.
Kasuistik: Ein 1,2jähriger Junge mit bis dahin unauffälliger Entwicklung zeigte eine Rhonchopathie, nächtliche Apnoen, massive Tonsillenhyperplasie mit V.a. ein OSAS, sowie Paukenergüssen, rez. Rhinorrhoe und Infektneigung. Es erfolgte eine Adenotomie, laserchirurgische Tonsillotomie und Parazentese bds. Apnoe-Phasen und Infektneigung klangen ab. Allerdings persistierte der chronische Schnupfen, die Rhonchopathie und die Rhinorrhoe. Zusätzlich kam es zu einer leichtgradigen Konjunktivitis. Es erfolgten differential-diagnostische Untersuchungen z. A. eines allergischen Geschehens oder Vorliegen eines Fremdkörpers, sowie ein Therapieversuch mit einem topischen Glucokorticoid als "off Label use". Schließlich erbrachte ein positiver Nachweis von beta-Trace-Protein im Nasensekret den entscheidenden Hinweis für das Vorliegen einer Rhino-Liquorrhoe. Eine MRT Untersuchung ergab eine Meningo-Encephalozele.
Schlussfolgerung: Eine Meningo-Encephalozele ist eine seltene Missbildung, die mit einer Rhino-Liquorrhoe einhergehen kann. Dieser Fall zeigt eindrücklich, dass auch bei vermeintlich eindeutigen Befunden und häufigen Krankheitsprozessen differentialdiagnostische Erwägungen in Betracht gezogen werden müssen. Insbesondere bei Persistenz der Symptome nach adäquater Therapie, müssen weitergehende Untersuchungen erfolgen, um derartig seltene Krankheitsbilder nicht zu übersehen.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.