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Speicheldrüsenerkrankungen im Kindes- und Jugendalter – eine diagnostische Herausforderung: Eine retrospektive Analyse von 88 Fällen
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Published: | April 13, 2017 |
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Einleitung: Speicheldrüsenerkrankungen im Kindes- und Jugendalter sind selten, abgesehen von viralen Infektionen. Das Ziel unserer Untersuchung war die Analyse des Krankheitsverlaufs, der Diagnostika, der Therapie sowie des Outcomes der betroffenen Patienten.
Methoden: 88 Fälle kindlicher Speicheldrüsenerkrankungen, die zwischen 2001 und 2013 an unserer Klinik vorstellig waren, wurden retrospektiv und mittels telefonischen Follow-ups untersucht.
Ergebnisse: Insgesamt erwiesen sich alle Speicheldrüsenerkrankungen als gut behandelbar mit einer Therapieansprechrate von 100% unter jeweiliger Stufentherapie: Bei Sialolithiasis (28% der Fälle) lag die Heilungsrate bei 74%, bei rez. juveniler Parotitis (JRP; 26%) bei 94% und bei akuter Sialadenitis (25%) und übrigen Speicheldrüsenerkrankungen bei je 100%. Allerdings zeigte sich häufig eine lange Latenz zwischen erster Krankheitsepisode und korrekter Diagnosestellung, insbesondere bei Sialolithiasis (~155 Tage) und JRP (~453 Tage). Zudem variierte die Anzahl an Arztbesuchen bis zur korrekten Diagnosestellung von 1,1 bei akuter Sialadenitis, über 2,0 bei Sialolithiasis bis 4,3 bei JRP. Nur akute Sialadenitiden wurden problemlos von Ärzten aller Fachrichtungen erkannt. Sialolithiasis wurde nur von HNO-Ärzten korrekt diagnostiziert, wohingegen die Diagnosestellung einer JRP unter Ärzten jeder Fachrichtung problematisch war.
Schlussfolgerung: Aufgrund der niedrigen Prävalenz und partiell mangels pathognomonischer Symptome werden Speicheldrüsenerkrankungen bei Kindern oft fehldiagnostiziert. Insbesondere angesichts des hervorragenden Outcomes nach korrekter Diagnosestellung und Therapieeinleitung wäre ein besseres Bewusstsein für Speicheldrüsenerkrankungen im Kindes- und Jugendalter unter Ärzten aller Fachrichtungen wünschenswert.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.