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Reifung der akustisch evozierten Hirnstammpotenziale bei Kleinkindern mit einseitiger Gehörgangsatresie
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Published: | April 13, 2017 |
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Einleitung: Die Auswirkung einer Schallleitungsschwerhörigkeit auf die Hörbahn ist bislang ausschließlich im Tierexperiment erforscht worden. Hier zeigten sich speziesspezifische Reifungsverzögerungen auf Hirnstammebene. In der vorliegenden Studie wurde die Hörbahnreifung bei Kleinkindern mit einseitiger Gehörgangsatresie anhand von akustisch evozierten Hirnstammpotentialen untersucht.
Material und Methoden: 42 Neugeborene und Kleinkinder mit einer einseitigen Gehörgangsatresie im Alter von 13 Tagen bis 11 Monaten wurden in die retrospektive Studie eingeschlossen.
Nach Ermittlung der Schwellen und Latenzen in der Click-BERA wurden die Interpeaklatenzen (IPL) der gesunden und atretischen Ohren bei einem Reizpegel von 40-45 dB über der Schallleitungshörschwelle sowohl für das Gesamtkollektiv als auch separat in 4 Altersgruppen ausgewertet.
Ergebnisse: Der Unterschied zwischen der durchschnittlichen Innenohrhörschwelle der gesunden (12,1 (± 4,9) dB HL) und atretischen (11,7(± 3,7) dB HL) Ohren lag innerhalb der Standardabweichung. Die durchschnittliche Schallleitungskomponente der atretischen Ohren betrug 43,6 dB.
Sowohl im Gesamtkollektiv als auch in den 4 Altersgruppen gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den IPLs der gesunden und atretischen Seite.
Schlussfolgerung: Trotz der partiellen akustischen Deprivation durch einen Schallleitungsblock zeigte sich, im Gegensatz zu den tierexperimentellen Untersuchungen, kein Hinweis auf eine funktionelle Reifungsverzögerung auf Hirnstammebene.
Hinsichtlich der Therapie von Kindern mit einseitiger Gehörgangsatresie ist relevant, dass eine frühe Hörgeräteversorgung (z.B. Baha Softband) auf eine gut entwickelte Hörbahn trifft, und somit eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung des binauralen Hörens erfüllt ist.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.